Gefeiert wird immer
Archäologen fanden im Wittenberger Schlosshof Unmengen historischer Trinkbecher
Wittenberg. Ein Sommertag vor über 500 Jahren. Im Schlosshof in Wittenberg sind lange Tische aufgebaut. Der Duft von Hirschbraten liegt in der Luft. Die Leute trinken und trinken. Sind ihre Becher leer, werfen sie die Trinkgefäße auf den Boden – sie zerschellen auf dem Schlosshofpflaster. Diener reichen neue Becher, gefüllt mit Wein. So jedenfalls stellen sich Archäologen das Treiben auf dem Schlosshof in Wittenberg (SachsenAnhalt) vor, wo sie nun einen reichen Fund gemacht haben.
»Wir haben ganze Schichten mit Bechern gefunden und auch Tierkno- chen. Die haben sehr viel Wild, meist Hirsch, gegessen«, sagt Grabungsleiter Holger Rode. »Die Feiern haben hier im Schlosshof, im Sommer, stattgefunden. Die Becher wurden dann einfach weggeworfen. Das ist vergleichbar mit dem heutigen Umgang mit Pappbechern.«
Die Trinkbecher stammen aus dem 15. Jahrhundert. Die Farbe der Tonbecher variiert zwischen grünlich, grau bis rotbraun. »Dass sie nur einmal benutzt wurden, das sieht man. Von Seiten der Herrschaft wurde dies bewusst gewollt, um zu zeigen, was man sich leisten kann«, sagt Rode. Im Wittenberger Schlosshof wird seit Anfang November gegraben, bevor eine Abwasserleitung gelegt wird. »Was wir nachweisen können, ist die Ringmauer, die das gesamte Areal umgab«, sagt Rode. »Ebenso fanden wir Reste der Hofpflasterung der askanischen Burg. Aber das Problem ist, dass uns immer noch typische Mauerwerke fehlen, wie ein Turmgrundriss.« Der Wettiner Friedrich der Weise (14631525) begann auf dem askanischen Burggelände um 1480 mit dem Bau seines Schlosses und der Kirche. Bei der Grabung kamen auch einzigartige bunte Bodenfliesen zutage.