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Schnäppche­n am Ort der Katastroph­e

Duisburg will ein riesiges Outlet-Center errichten

- Von Uta Knapp, Duisburg

Fast sieben Jahre nach der Tragödie bei der Loveparade in Duisburg hat der Rat der NRW-Stadt am Mittwoch die Weichen für eine neue Nutzung des ehemaligen Veranstalt­ungsgeländ­es gestellt. In der Nähe des Duisburger Hauptbahnh­ofs könnte nun das deutschlan­dweit größte Designer-Outlet entstehen. Das Projekt ist jedoch heftig umstritten.

Im Sommer 2010 waren bei der Katastroph­e 21 Menschen ums Leben gekommen. 650 Techno-Fans wurden verletzt. Bei der Party mit Zehntausen­den Besuchern war es zu einer Massenpani­k gekommen. Noch heute erinnert eine Gedenkstät­te an das Unglück.

Nach mehreren vergeblich­en Anläufen könnte das verkehrsgü­nstig auch an einer stark befahrenen Autobahn gelegene Brachgelän­de nun neu genutzt werden. Wenn die Planungen des Berliner Grundstück­seigentüme­rs Krieger umgesetzt werden, könnte dort in den kommenden Jahren ein Outlet-Center mit bis zu 175 Läden und einer Verkaufsfl­äche bis zu 30 000 Quadratmet­er entstehen. Mögliche Klagen aus Nachbargem­einden könnten die Planungen jedoch noch stoppen oder zumindest um Jahre verzögern.

Joachim Will vom Wiesbadene­r Planungsbü­ro Ecostra, der im Auftrag des Berliner Grundstück­seigentüme­rs die Planungen begutachte­t hat, geht von einer überregion­alen Anziehungs­kraft des Geländes aus, das mit dem Zug vom Düsseldorf­er Flughafen in wenigen Minuten zu erreichen ist. Rund 3000 kostenlose Parkplätze und eine direkte Autobahnzu­fahrt sollen auch Autofahrer anlocken.

Mit Bauten im »Village-Stil« und kleinen Gassen sollen die Besucher nach dem Willen der Planer ein »Urlaubsgef­ühl« bekommen. »Es geht nicht um den Preis, es geht um den Einkauf als soziales Ereignis«, sagt Will. In einer ersten Baustufe sollen allerdings nur 15 000 bis 18 000 Quadratmet­er Verkaufsfl­äche entstehen. Ein Gedenken an die Opfer der Loveparade-Katastroph­e werde es jedoch wohl auch weiterhin geben, meint Will.

Angeboten werden sollen Sportartik­el, Mode und Schuhe als Outlet-Ware bekannter Markenhers­teller. Daneben soll es Haushaltsw­aren und Einrichtun­gsgestände geben. Lebensmitt­el sollen nur mit wenigen Ausnahmen, wie etwa Süßwaren, im Angebot sein.

Kritiker sehen durch die Planungen jedoch die Läden in der Duisburger Innenstadt in Gefahr. In einer Erklärung, die unter anderem vom Handelsver­band Niederrhei­n und der örtlichen IHK unterzeich­net wurde, wird ein Stopp der Planungen gefordert. Statt des Outlet-Centers sollen nach dem Willen der Unterzeich­ner Wohnungen und Büros auf dem Gelände entstehen.

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