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Parteien freuen sich über mehr Mitglieder

Bei der AfD ist die prozentual­e Steigerung am höchsten / Minus bei der CDU

- Von Stefan Kruse dpa

»Trump-Effekt«, »Wahl-Effekt«, »Schulz-Effekt«: Etliche Parteien in der Hauptstadt freuen sich über personelle­n Zuwachs. Von wegen Politikver­drossenhei­t – doch ist das eine generelle Trendwende? Die meisten Berliner Parteien haben im vergangene­n Jahr Mitglieder hinzugewon­nen und damit teils länger anhaltende Abwärtstre­nds gestoppt. SPD, LINKE, Grüne, AfD und FDP zählten am Ende des Wahljahrs 2016 mehr Anhänger mit Parteibuch, wie eine Umfrage der Deutschen PresseAgen­tur ergab. Dagegen musste die CDU einen – wenn auch vergleichs­weise geringen – Rückgang hinnehmen.

Mitglieder­stärkste Partei in der Hauptstadt bleibt die SPD, die nach einem historisch schlechten Ergebnis bei der Abgeordnet­enhauswahl eine Koalition mit LINKEN und Grünen einging. Zum 31. Dezember 2016 zählte sie 17 177 Mitglieder – knapp 300 mehr als ein Jahr zuvor.

Die CDU, die nunmehr in der Opposition ist, hatte am Stichtag 12 200 Mitglieder. Das bedeutet ein Minus von 100. Ein Parteibuch der LINKEN hatten zuletzt 7508 Berliner, 61 mehr als vor Jahresfris­t. Viel deutlicher steigern konnten die Grünen ihre Mitglieder­zahl, nämlich um 571 oder gut elf Prozent auf insgesamt 5717. Zum Vergleich: Im Jahr 2015 betrug der Mitglieder­zuwachs gerade einmal 15 Leute.

Die FDP legte per Saldo um 142 Mitglieder auf 2636 zu. Bei der AfD, die nun auch im Abgeordnet­enhaus vertreten ist, liegt die prozentual­e Steigerung 2016 am höchsten: 1180 Mitglieder nach 925 ein Jahr zuvor – das entspricht einem Plus von gut 27 Prozent.

Was sind die Gründe für die Entwicklun­g? »Rund um die Wahl zum Abgeordnet­enhaus hat die Berliner SPD einen starken Anstieg an Ein- tritten verzeichne­t«, hieß es aus der SPD-Pressestel­le. »Nach dem Wahlerfolg von Donald Trump verdoppelt­e sich die Zahl der Parteieint­ritte im November im Vergleich zum Vormonat auf 230.«

Auch LINKE und Grüne berichtete­n von einem »Trump-Effekt« und einer stärkeren Politisier­ung rund um die Berliner Abgeordnet­enhauswahl. Bei den Grünen gab es auch mehr Eintritte im Zuge der Bildung von RotRot-Grün und der Urwahl des Spitzenduo­s für die Bundestags­wahl. »Wir sind die Mitmachpar­tei überhaupt«, sagten die Parteichef­s Nina Stahr und Werner Graf mit Blick auf die Urwahl. »So viel Basisdemok­ratie gibt es nur bei uns.«

Die CDU registrier­te mehr Eintritte nach der Ankündigun­g von Bundeskanz­lerin Angela Merkel, bei der Wahl am 24. September noch einmal anzutreten. AfD-Sprecher Ronald Gläser sprach von konstantem Wachstum in seiner Partei seit der »Asylkrise«.

2017 wollen die Parteien positive Trends verstetige­n. Die SPD jubelt seit der Nominierun­g von Martin Schulz zum Kanzlerkan­didaten über den »Schulz-Effekt«: »In die Berliner SPD sind in den letzten zehn Tagen rund 600 Neumitglie­der eingetrete­n«, schilderte eine Sprecherin den Stand am Freitag. Die Grünen zählten im Januar bereits 91 Anträge auf Mitgliedsc­haft, bei der FDP sind 75 »Neue« im Aufnahmeve­rfahren.

Im digitalen Zeitalter und gerade mit Blick auf junge Leute wird bei der Mitglieder­werbung das Internet immer wichtiger. »Aktuell haben wir ganz neu die einmalige Möglichkei­t, online – das heißt ohne Unterschri­ft - Mitglied zu werden«, erläuterte­n die Grünen Stahr und Graf. »Der Trend, über das Internet zur Partei zu stoßen, verstetigt sich«, berichtete FDPLandesg­eschäftsfü­hrer Helmut Metz- ner. »Rund 40 Prozent der Aufnahmean­träge werden online und nicht nach unmittelba­rem Kontakt mit Parteimitg­liedern gestellt.«

»Nach dem Wahlerfolg von Donald Trump verdoppelt­e sich die Zahl der Parteieint­ritte im November im Vergleich zum Vormonat auf 230.« Pressestel­le der SPD

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