nd.DerTag

Teure Eskapaden

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Uwe Kalbe zur späten Einigung der Union auf Merkels Kanzlerkan­didatur

Die Frage war nicht, ob die Unionspart­eien sich auf Angela Merkel als Kanzlerkan­didatin würden einigen können. Auch nicht, ob Horst Seehofer und die CSU sich würden überwinden können. Merkels Anwartscha­ft stand außer Frage, nachdem sie selbst sich dazu entschloss­en hatte. Gründe sind ihr Amtsbonus und die fehlende Alternativ­e; letztlich konnte Seehofer seine fragwürdig­en und peinlichen Eskapaden auf Merkels Kosten überhaupt nur aus diesem Grund wagen – weil die Bundeskanz­lerin so leicht nicht zu erschütter­n war. Leider, könnte man hinzufügen, denn im vermeintli­chen Streit, jedoch in realer Übereinsti­mmung mit der CSU wurden dem Rechtsstaa­t Deutschlan­d bei der Inventur des Asylrechts einige folgenschw­ere Blessuren zugefügt.

Es gibt gar keinen anderen Weg als jenen für die Union, jetzt auf Einheit zu setzen. Dass es dafür höchste Zeit ist, signalisie­rt der überrasche­nde Aufschwung der SPD mit ihrem Kandidaten Martin Schulz. Denn in das Staunen über den unerwartet­en Zuspruch für die Sozialdemo­kraten mischt sich der Verdacht, dass dieser sich zu einem Teil dem abschrecke­nden Bild verdankt, das die Union über Monate bot. Dem einen Betrachter wegen ihrer realen Politik, dem anderen wegen ihrer vermeintli­chen Politik, der, die Seehofer ihr vorwarf. Die SPD wäre der lachende dritte Beteiligte.

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