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Guerilla mit deutschem Einschlag

Die ELN von Werner Mauss bis Helmut Kohl

- Dg

Sieben Attentate auf die Erdölpipel­ine Limón-Coveñas habe es innerhalb einer Woche gegeben, meldeten die kolumbiani­schen Medien Ende Januar unter Berufung auf die Betreiberf­irma Ecopetrol. Verantwort­lich dafür machten sie den ELN, was zwar nicht erwiesen war, aber doch auf der Hand lag. Denn einerseits lehnt die 1964 gegründete, von der Revolution­stheorie Che Guevaras und der Befreiungs­theologie beeinfluss­te Rebellengr­uppe die sozial und ökologisch konflikttr­ächtige Ausbeutung natürliche­r Ressourcen wie Kohle, Gold und eben Erdöl ab. Und anderersei­ts ist die Region, wo die Angriffe stattfinde­n, seit Jahrzehnte­n eines ihrer Kerngebiet­e. Anschläge der Rebellen auf die Pipeline gibt es ebenso wie die Entführung von zuständige­n Ingenieure­n, seit die deutsche Mannesmann AG diese Anfang der 80er Jahre zu Bauen begann. So erzwang die ELN von der Firma soziale Investitio­nen. »Wir machten der deutschen Firma klar, dass es in ihrem Interesse lag, eine Übereinkun­ft mit uns zu finden: Sie erfüllen die Wünsche der Bevölkerun­g, und wir lassen sie die Pipeline bauen«, sagte ELN-Kommandeur Manuel Perez 1987 in einem Interview mit der »ZEIT« und gab an, dass man von deren Zahlungen auch Waffen gekauft habe. So trug die deutsche Industrie wohl zum Erstarken der ELN bei, die sich in den Jahren zuvor zunehmend in Autoritari­smus und militärisc­hen Irrwegen verloren hatte. Vermittelt hatte damals im Auftrag von Mannesmann der deutsche Geheimagen­t Werner Mauss, der seitdem über beste Kontakte zur ELN verfügte. Diese nutzte er später in zahlreiche­n Entführung­sfällen und auch – nach einigen Angaben im Auftrag der Regierung Kohl – um 1998 Gespräche zwischen einer kolumbiani­schen Friedensko­mmission und der Guerilla unter der Moderation der Deutschen Bischofsko­nferenz im Kloster Himmelspfo­rten bei Würzburg einzufädel­n. Es war einer von zahlreiche­n, letztendli­ch erfolglose­n Versuchen der vergangene­n Jahrzehnte, den bewaffnete­n Konflikt mit der ELN friedlich zu lösen. Die soziale Lage jener armen Regionen besserte sich nur unwesentli­ch und der bewaffnete Konflikt ging weiter. Ebenso wie die Attacken auf die Pipeline.

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