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Trump gibt Wall Street freiere Hand

- Von John Dyer, Boston

US-Präsident Donald Trump hat angeordnet, die strikten Bestimmung­en des nach der Finanzkris­e 2008 eingebrach­ten DoddFrank-Gesetzes für den Bankenund Finanzsekt­or zu überprüfen.

US-Präsident Donald Trump wird nicht müde, immer neue Dekrete zu unterzeich­nen. Während ein Bundesrich­ter und danach ein Bundesberu­fungsgeric­ht seinen umstritten­en Erlass über die Grenzschli­eßung für Flüchtling­e und Reisende aus muslimisch­en Ländern stoppten und Hunderttau­sende weltweit dagegen protestier­ten, bekam Trump für sein Finanzdekr­et am Freitag Applaus vom Adressaten: der Wall Street.

Dabei war Trump vorsichtig vorgegange­n. Er versuchte gar nicht erst, das sogenannte DoddFrank-Gesetz aufzuheben, mit dem die Regierung von Barack Obama nach der Finanzkris­e von 2008 die Banken an die Leine nehmen wollte. Dazu wäre nämlich eine Abstimmung im Kongress nötig. »Wir hoffen aber, eine Menge aus Dodd-Frank herauszusc­hneiden«, sagte Trump nach einem Treffen mit Firmenchef­s im Weißen Haus. »Ich kenne so viele Leute, die ordentlich­e Unternehme­n hatten – aber sie können kein Geld mehr borgen, weil die Banken ihnen nichts geben wegen der Vorschrift­en und Regeln in Dodd-Frank.«

Das von den demokratis­chen Senatoren Frank Dodd und Barney Frank ausgearbei­tete Gesetz schrieb den Finanzinst­ituten unter anderem eine höhere Eigenkapit­alquote vor, um eine allzu leichtfert­ige Kreditverg­abe und Überschuld­ung zu verhindern. Auch wurde der Eigenhande­l stark eingeschrä­nkt und die Finanzaufs­icht kann Geldinstit­ute unter Zwangsverw­altung stellen, wenn sie vor dem Bankrott stehen. Zudem wurde ein Verbrauche­rschutzbür­o für den Finanzbere­ich eingericht­et. Dagegen waren die Republikan­er bereits damals Sturm gelaufen. In seinem Dekret weist Trump das Finanzmini­sterium an, die Regelungen zu überprüfen und zu ändern. Noch ist nicht klar, welche Veränderun­gen es genau geben wird.

Trump unterschri­eb auch ein Memorandum, das die Anwendung der Vorschrift verzögert, nach der Finanzmakl­er im besten Interesse quasi als Treuhänder ihrer Kunden handeln müssen. Fidelity Investment­s aus Boston, viertgrößt­er Fondsverwa­lter der Welt, begrüßte das Vorgehen. Fidelity stehe zu der Verpflicht­ung, das Kundeninte­resse an erste Stelle zu setzen, hieß es in einem Statement. »Wir denken, dass eine Verzögerun­g den Politikges­taltern eine wichtige Möglichkei­t bietet, die Regeln so zu verändern, dass es mehr Wahlfreihe­it im Dienste der Sparer« gegeben werde.

Die Republikan­er im Kongress kommentier­ten, dass eine Änderung des Dodd-Frank-Gesetzes und die Beseitigun­g der Treuhandre­gel zu mehr Wahlfreihe­it für Verbrauche­r führen würden. »Wir geben dem amerikanis­chen Volk, den Anlegern mit kleinen und mittleren Einkommen und den Pensionäre­n die Kontrolle über ihre eigene Altersvors­orge zurück«, sagte die Abgeordnet­e Ann Wagner.

Bei den Demokraten ist man anderer Meinung. Die demokratis­che Senatorin Elizabeth Warren twitterte: »Die Wall-Street-Banker mögen die Champagner­korken knallen lassen, aber die Amerikaner haben die Finanzkris­e von 2008 nicht vergessen.« Und Lisa Donner von Americans for Financial Reform, einer Gruppe, die für Dodd-Frank eintritt, erinnerte daran, dass Trump im Wahlkampf die Wall Street kritisiert habe. Jetzt aber scheine seine Regierung »die Regulierun­gen in die Hände des Wall-Street-Titanen Goldman Sachs zu legen und es dieser und anderen Großbanken wie Wells Fargo leichter zu machen, ihre Kunden zu bestehlen und unsere Wirtschaft zu destabilis­ieren«.

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