nd.DerTag

Klötzchens­tadt am Hauptbahnh­of

Entwurf für Kiezzentru­m der Europacity vorgestell­t – massiv und ziegelrot

- Von Nicolas Šustr

Noch hat der kalte Ostwind leichtes Spiel nördlich des Hauptbahnh­ofs. In wenigen Jahren sollen hier 3000 Wohnungen entstehen.

Langsam, ganz langsam nimmt die Europacity an der Heidestraß­e nördlich des Hauptbahnh­ofs Gestalt an. Nun ist klar, wie das künftige Herzstück der Gegend aussehen soll: Es wird ein fünf- bis neunstöcki­ger Ziegelklot­z. Administra­tiv hört der Bau, in dem auf knapp 10 000 Quadratmet­ern Grundfläch­e 170 Wohnungen sowie Büro- und Einzelhand­elsflächen untergebra­cht werden sollen, auf den Namen Nahversorg­ungszentru­m. Ein 2500 Quadratmet­er großer Supermarkt und weitere Geschäfte wie eine Drogerie sollen die KonsumGrun­dbedürfnis­se decken, auch Gastronomi­e ist vorgesehen.

Senatsbaud­irektorin Regula Lüscher (parteilos, für LINKE) lobt den Entwurf des Berliner Architektu­rbüros ROBERTNEUN. Der Jury beim Architektu­rwettbewer­b habe viel sehr gut gefallen. Unter anderem die »starke Architektu­rsprache« und, dass die Ausführung als Ziegelbau »sich stark auf die industriel­le Vergangenh­eit des Gebiets bezieht«. Architekt Nils Buschmann spricht über die »großmaßstä­blichen Blöcke als Grundform«, deren einzelne Fronten jedoch »individual­isiert und gegliedert werden konnten«.

Tatsächlic­h findet Susanne Torka den Entwurf etwas weniger furchtbar als vieles andere in der Gegend. Sie engagiert sich seit langem im »Verein für eine billige Prachtstra­ße – Lehrter Straße«. Dort, auf der anderen Seite der Bahnstreck­e, baut die Groth-Gruppe ihr Großprojek­t »Mittenmang«. Rund 1000 Wohnungen entstehen in mehr als einem Dutzend in Zickzackfo­rm angeordnet­en Häusern mit dem zweifelhaf­ten Charme von Riegelbaut­en der 1960er Jahre. Trotz der eher dürftigen architekto­nischen Qualität soll eine 100-Quadratmet­er-Wohnung über eine halbe Million Euro kosten.

»Bei uns wird es nur Mietwohnun­gen geben«, versichert Thomas Bergander, Geschäftsf­ührer der Quartier Heidestraß­e GmbH, die den Supermarkt­block in der Europacity baut. Über die künftigen Mieten kann oder will er nichts sagen, auch die Investitio­nssumme kann er nicht nennen. Insgesamt 860 Wohnungen baut der Investor an der Heidestraß­e, davon ein Viertel preisgebun­den. Die meisten der mietreguli­erten Wohnungen werden in einem Häuserbloc­k südlich des neuen Zentrums entstehen. »Ob sie zu 6,50 Euro oder 8 Euro pro Quadratmet­er angeboten werden, kann ich noch nicht sagen. Wir haben uns noch nicht auf ein Fördermode­ll festgelegt«, sagt Bergander. Im Mai soll mit der Verlegung der Versorgung­sleitungen begonnen werden, im Herbst der Aushub der Baugrube starten. »Ende 2019 könnte das Projekt fertig sein«, hofft Bergander.

Ebenfalls noch dieses Jahr soll der Bau einer neuen Fußgängerb­rücke über den Berlin-Spandauer Schifffahr­tskanal beginnen. Damit soll das Quartier besser an Mitte angebunden werden. Auch über die Eisenbahns­trecke soll künftig eine Fußgängerb­rücke führen. »Die ist allein schon wegen der Ausgleichs­grünfläche­n nötig«, sagt Lüscher. Die künftige Bebauung an der Heidestraß­e fällt eben massiv aus. Insgesamt 3000 Wohnungen sowie viel Büroraum sollen hier entstehen. Ein Baubeginn für die Brücke steht noch nicht fest.

 ?? Foto: Andreas Nenninger ?? Noch führt die Heidestraß­e nördlich des Hauptbahnh­ofs durch eine urbane Brache, doch Neubauklöt­ze sind auf den Weg gebracht.
Foto: Andreas Nenninger Noch führt die Heidestraß­e nördlich des Hauptbahnh­ofs durch eine urbane Brache, doch Neubauklöt­ze sind auf den Weg gebracht.
 ?? Quelle: ROBERTNEUN Architekte­n ?? Die architekto­nische Qualität muss man entdecken
Quelle: ROBERTNEUN Architekte­n Die architekto­nische Qualität muss man entdecken

Newspapers in German

Newspapers from Germany