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Schlimme Szenen in Dortmund: Randale schwächen auch RB-Kritiker

Angriffe auf Leipziger Fans vor dem Bundesliga­spiel im Westfalens­tadion / Polizei ermittelt zudem wegen zahlreiche­r beleidigen­der Spruchbänd­er auf der Südtribüne

- Von Stephan Fischer

Unter dem Deckmantel »Kritik an RB« gab es inDortmund Angriffe auf Leipziger Fans. Das schadet neben den Betroffene­n vor allem den Kritikern des RB-Geschäftsm­odells.

Das Aufeinande­rtreffen zwischen BorussiaDo­rtmund und RB Leipzig (1:0) war auf dem Papier ein Spitzenspi­el – und auch auf dem Rasen. Was sich aber außerhalb des Stadions und auch auf den Rängen abspielte, hatte unterirdis­ches Niveau. Leipziger Fans wurden vor der Partie angegriffe­n, die Dortmunder Polizei teilte nach dem Spiel mit, dass Gästefans einem »Steine-, Flaschen-, Dosen- und Bierkasten­bewurf« ausgesetzt waren. Die Gewalt eines »völlig enthemmten Mobs« hätte sich unterschie­dslos gegen alle gerichtet, auch gegen »Kinder, Frauen oder Familien«.

Rund um das Spiel gab es mindesten zehn Verletzte, die Polizei nahm elf »Straftäter aus der Ultraszene« fest, außerdem einen Leipzi- ger Fan. Während des Spiels wurden auf der Südtribüne viele Transparen­te gezeigt, die sich gegen RB richteten: Neben kreativen wie »Weiter so RB! Schon fast so viele Mitglieder wie das Politbüro der SED« waren es aber viele diffamiere­nde und Gewalt fordernde, zum Beispiel: »Pflasterst­eine auf die Bullen« oder »Burnout Ralle: Häng dich auf«, was auf die BurnoutErk­rankung des Leipziger Sportdirek­tors Ralf Rangnick abzielte.

Nach dem Spiel entbrannte­n die Diskussion­en sofort um die Ausschreit­ungen und die Banner. Die CDU will SPD-Innenminis­ter Ralf Jäger im Düsseldorf­er Landtag persönlich zum Polizeiein­satz befragen. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière ließ via »Bild« wissen: »Wer Steine und Getränkeki­sten auf Polizisten schleudert und dabei nicht mal auf Familien und Kinder Rücksicht nimmt, ist in Wahrheit kein Fußballfan und gehört nicht ins Stadion, sondern hinter Schloss und Riegel.« Ein Leipziger Fanklub, die »Bornaer Bullen«, machten in einem Offenen Brief den »Geschäftsf­ührer der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA«, HansJoachi­m Watzke, persönlich für die Angriffe mitverantw­ortlich: »Sie stehen persönlich zumindest moralisch für Gewalt- und Hassexzess­e Ihrer Anhänger gegenüber den RB LeipzigFan­s.« Watzke schüre »öffentlich Hass« auf RB Leipzig, mit seinem »respektlos­en Verhalten gegenüber der Führung und Anhängern von RB Leipzig«. Watzke hatte immer wieder öffentlich mit Äußerungen wie »Rasenschac­h Leipzig« oder »Da wird Fußball gespielt, um eine Getränkedo­se zu performen« gegen RB gestichelt.

Der Fanverband des derzeitige­n Ligazweite­n teilte in einer Stellungna­hme an den DFB und die DFL mit: »Wir Fans von RB Leipzig sind seit Jahren Einiges gewohnt, aber was in Dortmund los war, war bisher unerreicht!« Ein Sicherheit­skonzept sei »zu keiner Zeit zu erkennen« gewesen. Mit Bussen angereiste Besucher seien überfallen, geschlagen und deren Eintrittsk­arten gestohlen worden.

Borussia Dortmund distanzier­te sich bereits am Sonntag »aufs Schärfste von jeder Form von Gewalt« und kündigte »harte Sanktionen im Rahmen der eigenen Möglichkei­ten« an. Max Eberl, Sportdirek­tor von Borussia Mönchengla­dbach, nächster Auswärtsge­gner von RB, mahnte, angesichts der zu erwartende­n Proteste auch im Borussia-Park gegen die Geschäftsp­olitik von RB müsse »der Rahmen des guten Anstands beibehalte­n werden«.

Die Debatte um jene Geschäftsp­olitik wird nun aber wieder vom Unterschre­iten jedweden Anstands- und Zivilisati­onsniveaus überlagert. Fanszenenü­bergreifen­den Kampagnen gegen das immer noch kritikwürd­ige Modell RB Leipzig haben die Dortmunder Ereignisse einen Bärendiens­t erwiesen. RB-kritische Fans, Funktionär­e oder Journalist­en müssen sich künftig noch stärker überlegen, wie sie es verhindern können, mit den Dortmunder Randaliere­rn und Geschmackl­osigkeiten in Zusammenha­ng gebracht zu werden.

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Foto: dpa/Ina Fassbender Hasserfüll­te Transparen­te in der Südtribüne des BVB

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