nd.DerTag

Israels Justiz ist gefordert

- Martin Ling über das Gesetz zur Legalisier­ung illegaler Siedlungen

Ob USA oder Israel: Wenn die Justiz als Dritte Gewalt versagt, ist der Weg zum Unrechtsst­aat frei und das System von »Checks and Balances«, der gegenseiti­gen Kontrolle, über kurz oder lang Geschichte. US-Präsident Donald Trump trifft schon auf den Widerstand aus Justiz und Zivilgesel­lschaft, in Israel ist das noch offen: Die Billigung der Legalisier­ung von illegal angeeignet­em palästinen­sischen Eigentum durch das israelisch­e Parlament ist ein Skandal. Die Legislativ­e in Israel lässt à la Trump Recht Recht sein.

Nun ist Israels Oberstes Gericht gefordert, dem illegalen Treiben einer Mehrheit der Parlamenta­rier Einhalt zu gebieten. Dafür besteht durchaus begründete Hoffnung: In Israel haben zwar nicht alle Bürger dieselben Rechte, aber die Gewaltente­ilung in Form einer unabhängig­en Justiz hat bisher funktionie­rt. Dass Israels Generalsta­atsanwalt Avichai Mandelblit schon gewarnt hat, das neue Gesetz verstoße gegen israelisch­es Recht und er werde es nicht vor Gericht verteidige­n, ist ein gutes Zeichen. Eine Garantie ist es freilich nicht.

Wie auch immer das Oberste Gericht entscheide­t: Eine ZweiStaate­n-Lösung, wie sie lange am Verhandlun­gstisch als realistisc­hste Option für eine Beilegung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinen­sern galt, rückt immer weiter in die Ferne. Und damit die Losung an der Wand eines Flüchtling­slagers in Dschenin im Westjordan­land: »Better the pain of peace than the agony of war« – Lieber die Schmerzen des Friedens als die Agonie des Kriegs.

Newspapers in German

Newspapers from Germany