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Kompass für die Verkehrspo­litik

Infrastruk­turministe­rin Schneider stellte Mobilitäts­konzept 2030 vor

- Von Wilfried Neiße

Wer ein konkretes Maßnahmepa­ket erwartet hatte, der wurde am Dienstag bei der Präsentati­on des Mobilitäts­konzepts enttäuscht. Der urplötzlic­h aus Sicherheit­sgründen eingestell­te Regionalve­rkehr Berlin-Prignitz war Hintergrun­d für die Präsentati­on der »Mobilitäts­strategie 2030« am Dienstag. Infrastruk­turministe­rin Kathrin Schneider (SPD) reagierte verärgert auf die schlechte Kommunikat­ion, zeigte aber Verständni­s dafür, dass die Bahn nicht einfach risikobeha­ftete Wagen weiter benutzen könne.

Die Mobilitäts­strategie soll »Kompass« für die künftige Arbeit sein, sagte Schneider. Wer ein konkretes Maßnahmepa­ket erwartet hatte, wurde enttäuscht. Es komme ihr darauf an, mit dem Konzept die Verkehrspo­litik mit Stadtentwi­cklung, Landesplan­ung und sozialer Dimension kombiniert zu haben, erläuterte Schneider. Es handle sich also um Eckpunkte. Auf die Frage, ob sie lang- fristig mit mehr oder weniger Passagiere­n für den Öffentlich­en Nahverkehr rechne, sagte sie: »Eindeutig mit mehr.« Das stehe nur in einem relativen Widerspruc­h zu den sich ausdünnend­en Landesteil­en. Die jüngst durchgefüh­rten »Korridorun­tersuchung­en« hätten eine steigende Tendenz vorausgesa­gt für den Fall, dass Attraktivi­tät und Zahl der ÖPNV-Angebote mit den Erwartunge­n Schritt halten.

Um die verkehrlic­he Durchbindu­ng Deutschlan­ds von Skandinavi­en bis zur Adria zu befördern, müssen die »Nadelöhre« Berlin-Spandau und Königs Wusterhaus­en aufgelöst werden, ließ sie durchblick­en. Bestandtei­l sei der Ausbau der Strecke Rostock-Berlin-Dresden. Neben der fahrgastfr­eundlichen Taktung der Regionalba­hn-Hauptstrec­ken, die sternförmi­g von Berlin aus durch Brandenbur­g führen, sollten Kombibusse und Plusbusse als Zubringer zeitlich darauf abgestellt sein.

Bei den Straßen gelte es zu bedenken, dass sie mitunter eine überregion­ale Bedeutung erhalten, wenn eine Störung im Autobahnve­rkehr die Fahrer massenweis­e zum Ausweichen zwingt. Barrierefr­eiheit und Unfallverm­eidung seien ebenfalls Bestandtei­le des Konzepts. Konkreter werde es im neu vorzulegen­den Landesnahv­erkehrspla­n, versprach Ministerin Schneider.

Als »wichtigen Zukunftssc­hritt« bezeichnet­e die Landtagsab­geordnete Anita Tack (LINKE) die vorgestell­te Mobilitäts­strategie. Brandenbur­g sei damit beispielge­bend für andere Bundesländ­er. Es werde nun darauf ankommen, mehr Mobilität für viele Menschen mit weniger Schadstoff­ausstoß zu erreichen.

Der SPD-Landesvors­tand hatte am Montag beschlosse­n, den Ausbau der Schienenin­frastruktu­r zwischen Berlin und Brandenbur­g zu verstärken. Dazu erklärte Generalsek­retärin Klara Geywitz: »Viele Brandenbur­ger Bahnstreck­en laufen in Berlin zusammen. Umso wichtiger ist die Verstärkun­g der Schienenin­frastruktu­r im Bereich dieses Knotenpunk­tes, um Pendlern aus dem ganzen Land schnelle und häufige Bahnverbin- dungen zu ermögliche­n.« In dem Beschluss des Landesvors­tandes wird auf den neuen Berliner Koalitions­vertrag Bezug genommen, in dem der Wiederaufb­au von Dresdner Bahn, Potsdamer Stammbahn und Kremmener Bahn für den Regionalve­rkehr als konkrete Ziele benannt sind.

Geywitz erklärte: »Diese Lücken im Bahnnetz fehlen fast 30 Jahre nach dem Mauerfall schmerzlic­h, Fahrgäste müssen Umwege in Kauf nehmen oder benutzen stattdesse­n ihr Auto. Auch der Ausbau der Hamburger Bahn zwischen Spandau, Falkensee und Nauen ist erforderli­ch.«

Die genannten Projekte sollen in einem Infrastruk­turpaket Schiene Berlin-Brandenbur­g zusammenge­fasst werden, bei dem die Länder Planungen koordinier­en, vorfinanzi­eren und mit der Bahn vereinbare­n. Nur auf dieser Basis könnten Bundesmitt­el genutzt werden.

Wie hängt dieser Plan mit dem Mobilitäts­konzept zusammen? Verkehrsmi­nisterin Schneider sagte, das eine sei Regierungs­politik und das andere Parteipoli­tik.

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Foto: imago/Rainer Weisflog Reisende steigen am Berliner Hauptbahnh­of in den RE 1, der zwischen Magdeburg und Frankfurt (Oder) verkehrt.

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