nd.DerTag

Werteverfa­ll

- Uwe Kalbe über Abschiebun­gspläne

Thüringen macht erhebliche Bedenken gegen den Plan von Bund und Ländern deutlich, die Abschiebun­g abgelehnte­r Asylbewerb­er künftig zu einer staatliche­n Routinehan­dlung zu machen. Nur Thüringen, muss man erschrocke­n hinzufügen. Zwar haben weitere Länder signalisie­rt, dass ihre Zustimmung eine vorläufige ist, doch ist der Gesetzesau­ftrag, den die Runde der Länderchef­s der Bundesregi­erung erteilte, bereits eine halbe Unbedenkli­chkeitserk­lärung gegenüber bekundeten Absichten wie:

Flüchtling­e in Erstaufnah­meeinricht­ungen zu sammeln und direkt von dort zurückzusc­hicken, einfach, weil sie aus bestimmten, als unbedenkli­ch geltenden Ländern kommen. Dies kommt der vorbestimm­ten Ablehnung gleich und verstößt gegen das Grundgebot des Asylrechts, nämlich die individuel­le Prüfung von Fluchtgrün­den.

Die Reisefähig­keit von Kranken dem Ziel einer Beschleuni­gung ihrer Abschiebun­g unterzuord­nen und dafür Amtsärzte einzusetze­n. Das ärztliche Gutachten erfolgt also künftig ergebnisor­ientiert.

Menschen nicht nur zwangsweis­e nach Hause zu schicken, sondern sie zuvor in den Knast zu stecken, wenn man an ihrer Bereitscha­ft zur Mitwirkung zweifelt. Ziel ist eine Ausreise ohne Verzögerun­gen und bei geringstem Behördenau­fwand.

Flüchtling­e gefährdete­n unsere westliche Wertewelt, heißt es zuweilen als Begründung für tief sitzendes Misstrauen gegenüber ihren Absichten. Die Bundesregi­erung hat nun den Auftrag, dem zuvorzukom­men und diese Werte zumindest in wesentlich­en Teilen gleich selbst zu entsorgen.

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