Ex-Mister-X
Als der Deutsch-Brasilianer Eike Batista in den 1970er Jahren sein Ingenieurstudium an der Technischen Hochschule Aachen abbrach, konnte er nicht wissen, welche Konsequenzen das einmal haben würde. Der 60-Jährige sitzt derzeit in einem Knast für gewöhnliche Sträflinge in Rio de Janeiro ein – und nicht wie Ex-Gouverneur Sergio Cabral im Luxusgefängnis Bangu 8 für Verbrecher mit Studienabschluss und Diplom.
Dennoch hat der vor fünf Jahren mit einem Vermögen von mehr als 30 Milliarden Dollar noch siebtreichste Mann der Welt Glück. Eigentlich sollte der Unternehmer im für seine unmenschlichen Zustände berüchtigten Gefängnis Ary Franco seine Untersuchungshaft verbringen. Doch weil Rios Gefängnisbehörde dort nicht für seine Sicherheit hätte garantieren können, wurde er nach Bangu 9 gebracht, einem Gefängnisblock für Ex-Polizisten und Angehörige verbrecherischer Milizen.
Batista, Cabral und weiteren Angeklagten wird Korruption, Geldwäsche und die Bildung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Batista soll umgerechnet 16,5 Millionen Dollar an Bestechungsgeldern gezahlt haben, um im Zusammenhang mit der FIFAWM 2014 an öffentliche Aufträge für Bauvorhaben zu gelangen. Cabral sitzt deshalb bereits seit Oktober in Haft. Der fünf Sprachen sprechende Batista war Ende Ja- nuar, als er verhaftet werden sollte, mit deutschem Pass in die USA ausgereist, kehrte kurz darauf aber zurück und erklärte seine Kooperationsbereitschaft mit den Behörden. Ende vergangener Woche wurde offiziell Anklage erhoben.
Batista war in vielen Branchen von Bergbau über Energie und Bau bis hin zu Logistik, Immobilien und Unterhaltung tätig. Wegen seiner Firmennamen EBX, OGX, OSX, MPX, MMX und LLX wurde er als »Mister X« bezeichnet. Mit dem Zusammenbruch seines Imperiums 2013 im Zuge der Wirtschaftskrise verlor er den Großteil seines Vermögens. Nun hat er auch Ärger mit der Justiz. Laut Staatsanwaltschaft ist die jetzige Anklage nur die Spitze eines Korruptionseisbergs, in den weitere Politiker bis hin zu Ex-Präsident Lula da Silva verwickelt sein könnten.