nd.DerTag

Willkommen zum Staatsbesu­ch

- Klaus Joachim Herrmann über die Einladung Trumps nach Großbritan­nien

Der Wunsch der Premiermin­isterin könnte wahr werden, doch Theresa May hat ihrem Volke etwas viel zugemutet. Die Galionsfig­ur des Brexit wurde vom Überschwan­g eigener Weltbedeut­ung mitgerisse­n. Ihre Einladung, als erster Staatsgast ins Weiße Haus zu kommen, vergalt sie im Namen von Königin Elisabeth II. mit einer Gegeneinla­dung zum Staatsbesu­ch mit allen Ehren. Das sah nach einem gewieften Schachzug aus, mit dem das kontinenta­le Europa auf bestenfall­s den zweiten Platz verwiesen wurde. Theresa wollte sich Donald und der Welt als beste Freundin mit »Sonderbezi­ehungen« präsentier­ten. Doch ach, welch Triumph und welch eine Pleite.

Die Untertanen ihrer Majestät hatte die Premiermin­isterin nicht auf der Rechnung. Die tun es ihrer zuweilen verschnupf­ten Monarchin gleich und zeigen sich »not amused«. Die Sorge der protokollb­ewussten Briten, ein etwas gröber gestrickte­r Immobilien­mogul aus der neuen Welt könnte der Queen zu nahe kommen, ist nur die eine Sache. Größer ist die Lust von 1,8 Millionen Briten, dem Urheber des Einreisest­opps in die USA einen ebensolche­n für das Vereinigte Königreich zu verhängen. Wenigsten soll er nicht vor dem Parlament reden. Da ist guter Termin teuer. Der beste wäre, wenn kein Parlament tagt, die Queen auf dem schottisch­en Landsitz und die erste Ministerin in Urlaub ist wie das Volk. Willkommen zum Staatsbesu­ch.

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