nd.DerTag

Junckers Vermächtni­s

- Katja Herzberg zum baldigen Ende einer ambivalent­en Präsidents­chaft

Er trug stets den neoliberal­en Austerität­skurs in Europa mit und unterstütz­te Steuerverm­eidung, die sein Land Luxemburg und andere um Milliarden­beträge gebracht haben. Die Kritiker dieses Jean-Claude Juncker können sich zu Recht freuen, dass sich der Konservati­ve nicht noch einmal um den Posten des EU-Kommission­spräsident­en bewerben will.

Und doch könnte sich das nahende Ende seiner Aktivitäte­n an der Spitze der Brüsseler Institutio­n als Verlust für Europa erweisen. Es wird nicht einfach, eine/n Nachfolger/in zu bestimmen, der/die mindestens ebenso vehement öffentlich den europäisch­en Einigungsg­edanken vertritt. Juncker hatte eine politische­re Kommission versproche­n. Das hält er ein, wenn er nicht versucht, den Brexit schönzured­en und daran erinnert, dass die EU-Staaten gemeinsam Verantwort­ung übernehmen müssen, wenn etwa Flüchtling­e unterzubri­ngen sind oder der Binnenmark­t nach wie vor um soziale Fragen zu ergänzen ist.

Doch den Grundkonse­ns dazu gibt es nicht, jedenfalls nicht unter den derzeitige­n Verantwort­lichen in den EU-Institutio­nen. Am Anwachsen der Differenze­n hatte Juncker als Finanzmini­ster, Regierungs­chef und auch als Kommission­spräsident selbst Anteil – dies ist sein Vermächtni­s. Symbolpoli­tik in Interviews und bei EU-Gipfeln ändern daran noch lange nichts.

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