Proteste gegen Neonazis in Dresden
Ermittlungen nach Hetzrede
Dresden. Rund 1000 Gegendemonstranten haben am Sonnabend in Dresden verhindert, dass das Gedenken an die Zerstörung der Stadt 1945 von rechten Aufmärschen dominiert wird. Etwa 200 Blockierer zwangen einen vom fränkischen Neonazi Gerhard Ittner angemeldeten Demonstrationszug an der Marienbrücke zu einer starken Verkürzung seiner Route. Ein weiterer Zug sächsischer freier Kameradschaften stieß in der Südvorstadt auf zwei kleinere Blockaden. Das Bündnis »Dresden Nazifrei« mobilisierte etwa 400 Anhänger. Kurzfristig hatte auch die »AG 13. Februar«, ein Vermittlungsforum für die Gestaltung des Gedenktages, zu einer Kundgebung aufgerufen.
In diesem Jahr ist das Klima in Dresden durch umstrittene Kunstwerke angeheizt worden. Neben den drei senkrecht gestellten Bussen vor der Frauenkirche erinnern Fotos von Flüchtlingsgräbern auf Lampedusa auf dem Theaterplatz vor der Semperoper an das Schicksal vieler Bootsflüchtlinge. Die rechte Szene hat daraus aber nur bedingt Kapital schlagen können. So konkurrierte die Versammlung des vorbestraften Gerhard Ittner aus Fürth mit der des einheimischen Nazis Maik Müller. Ittners Aufruf folgten etwa 250 vorwiegend ältere Dresdner, Müller mobilisierte etwa 500 meist jüngere Anhänger aus der freien Kameradschaftsszene.
Derweil könnte eine Rede des vorbestraften Neonazis Ittner ein juristisches Nachspiel haben. Er bezeichnete sich selbst am Samstag als »überzeugten Nationalsozialisten« und verherrlichte die NS-Ideologie als »Modell für die ganze Welt«. Nach Angaben der Polizei wurde Ittner schon während der Kundgebung angesprochen, man habe ihm die Auflösung der Versammlung angedroht. Nach Angaben eines Polizeisprechers ermittelt der Staatsschutz wegen des Verdachts der Volksverhetzung, nicht nur wegen der Redebeiträge von Ittner. Ittner gebrauchte auch Wendungen wie »Dresden-Holocaust« und »Völkermord« in Bezug auf den Luftangriff auf Dresden.
Am Montag, dem eigentlichen Gedenktag, soll sich wie in jedem Jahr eine Menschenkette rund um die Innenstadt bilden.