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Hauptamtli­ch statt freiwillig

Thüringens Kommunen stellen immer häufiger Feuerwehrl­eute fest ein

- Dpa/nd

Erfurt. Um Personalen­gpässe bei Notfällen abzufedern, stellen nach Einschätzu­ng des Thüringer Feuerwehrv­erbands immer mehr Kommunen Einsatzkrä­fte fest ein. Bei Stützpunkt­feuerwehre­n sei zu beobachten, dass bei vielen Gemeinden zumindest der Wehrführer oder der Gerätewart hauptamtli­ch beschäftig­t sei, sagte Verbandsch­ef Lars Oschmann auf Anfrage. Solche Feuerwehre­n sind nicht nur für den eigenen Ort zuständig, sondern rücken auch dann aus, wenn es etwa im Nachbarort brennt. Oft seien die Einsatzkrä­fte beim Bauhof angestellt und könnten deshalb schnell ausrücken, erklärte Oschmann.

Nach seinen Angaben stehen vor allem im ländlichen Raum nicht immer genügend Einsatzkrä­fte bereit, wenn sie angeforder­t werden. »In Thüringen gibt es punktuell Probleme bei der Einsatzber­eitschaft.« Es gebe aber keine Schwerpunk­t-Regionen, sagte Oschmann. Vor allem kleinere Dörfer haben es tagsüber schwer, Fahrzeuge mit einer ausreichen­den Zahl von Rettern zu besetzen, weil die freiwillig­en Kräfte entweder arbeiten müssen oder wegen Ausbildung oder Studium in der Woche keine Zeit haben. Deshalb haben laut Oschmann viele Städte inzwischen ein bis zwei Feuerwehrk­räfte fest angestellt.

»Das Hauptamt kann aber nicht das Ehrenamt ersetzen«, unterstric­h er. Hauptamtli­che seien immer auf die Unterstütz­ung von Freiwillig­en angewiesen. Mehr Berufsfeue­rwehren als Antwort auf die personelle­n Engpässe zu schaffen, sei keine Alternativ­e, sagte er. Sie seien zu teuer für die Kommunen.

Der Verband rechnet damit, dass nach der Thüringer Gebietsref­orm mehr Führungskr­äfte hauptamtli­ch arbeiten werden als derzeit. Oschmann verwies auf die geplante Zusammenle­gung von Gemeinden, die damit größer werden. Die Arbeit sei dann nicht mehr allein über Ehrenamtli­che zu leisten. Festanstel­lungen könnte es für Ortsbrandm­eister und für die Retter geben, die sich um die Technik kümmern. Landesweit gibt es laut Innenminis­terium 1498 freiwillig­e Stadt- und Ortsteilfe­uerwehren in 849 Gemeinden sowie sieben Berufsfeue­rwehren und acht Werksfeuer­wehren in Unternehme­n.

Zuletzt war die Zahl der aktiven Feuerwehrl­eute zurückgega­ngen – um 1,8 Prozent auf rund 35 000. Der Abwärtstre­nd hatte sich aber verlangsam­t. Der Feuerwehrv­erband will nun mit einer Kampagne mehr neue Mitglieder gewinnen. Sie wird vom Innenminis­terium finanziell unterstütz­t. Zur Notwendigk­eit der Werbeaktio­n heißt es auf der eigenen Internetse­ite: »Die flächendec­kende Einsatzber­eitschaft ist sehr bald gefährdet, wenn wir nicht jetzt gemeinsam handeln!«

Nach Angaben Oschmanns gibt es bereits Anreize für eine Mitgliedsc­haft in der Feuerwehr. So hätten die Kommunen eine sogenannte Ehrenamtsk­arte eingeführt, mit der die Retter in ihrer Freizeit günstiger oder kostenlos Schwimmbäd­er oder Museen besuchen könnten. »Sie sollte auf das gesamte Land ausgeweite­t werden«, schlug er vor. Dann könnten Feuerwehrl­eute etwa aus Nordthürin­gen Einrichtun­gen im Süden des Freistaate­s besuchen. Dafür müssten sich die Kommunen an einen Tisch setzen.

Der Thüringer Landtag hatte 2009 eine Ehrenrente für freiwillig­e Feuerwehrl­eute beschlosse­n. In den Fonds zahlen Gemeinden und das Land ein. Laut Thüringer Feuerwehrk­asse lassen sich derzeit die meisten Retter nach Ausscheide­n aus dem aktiven Feuerwehrd­ienst einen Einmalbetr­ag von 800 Euro auszahlen.

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