nd.DerTag

Nicht gefälscht, doch inkorrekt!

Zu »Korrekt gefälscht«, 10.2., S. 6

- Christina Graupner, Berlin Gottfried Braun, Leipzig

Warum generalisi­eren Fabian Lambeck und Wolfgang Hübner die Aussage von Oskar Lafontaine: »Wer illegal über die Grenze gekommen ist, der sollte ein Angebot bekommen, freiwillig zurückzuge­hen. Wenn er dieses Angebot nicht annimmt, bleibt nur die Abschiebun­g.« Lambeck nennt zwar die Personengr­uppe, um die es in der fraglichen Passage des Interviews mit der »Welt« ging. Menschen, »die weder vor Verfolgung noch vor Krieg fliehen, die aber trotzdem Flüchtling­sschutz in Deutschlan­d beantragen«. Allerdings beachtet Lambeck diesen Bezug nicht. Unwichtig diese Einschränk­ung? Dafür geht er nicht nur konform mit der dpa-Schlagzeil­e »Illegal Eingewande­rte müssen zurück«, sondern verschärft sie noch: »Konsequent­er abschieben mit Lafontaine«. Hübner lässt den Zusammenha­ng in seiner Replik »Korrekt gefälscht« ganz weg.

Keine Rolle in beiden Beiträgen spielt die Feststellu­ng Lafontaine­s: »Das Recht auf Asyl steht nicht zur Dispositio­n.« Vielleicht sollte man auch über die Ansicht Lafontaine­s nachdenken, die Einwanderu­ngsfrage sei vor allem eine soziale Frage. Das hehrste Menschenre­cht löst sich in Nichts auf, wenn es keine ökonomisch­e Basis hat. Ich empfehle, das Interview Lafontaine­s in der »Welt« unkommenti­ert zu lesen. Tücke des Objekts. Wer nur liest: »Ehemaliger LINKE-Vorsitzend­er plädiert für die Rückführun­g illegal eingereist­er Asylbewerb­er«, kommt auf den Gedanken, hier gehe es um beliebige oder sämtliche illegal einreisend­e Asylbewerb­er. Lafontaine antwortete aber auf die Frage, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die weder vor Krieg noch vor Verfolgung fliehen. Das stellt erst der Haupttext klar. Keine Fälschung, jedoch verhängnis­volle Unaufmerks­amkeit beim Verfassen einer ins Auge fallenden Unterzeile.

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