Nicht gefälscht, doch inkorrekt!
Zu »Korrekt gefälscht«, 10.2., S. 6
Warum generalisieren Fabian Lambeck und Wolfgang Hübner die Aussage von Oskar Lafontaine: »Wer illegal über die Grenze gekommen ist, der sollte ein Angebot bekommen, freiwillig zurückzugehen. Wenn er dieses Angebot nicht annimmt, bleibt nur die Abschiebung.« Lambeck nennt zwar die Personengruppe, um die es in der fraglichen Passage des Interviews mit der »Welt« ging. Menschen, »die weder vor Verfolgung noch vor Krieg fliehen, die aber trotzdem Flüchtlingsschutz in Deutschland beantragen«. Allerdings beachtet Lambeck diesen Bezug nicht. Unwichtig diese Einschränkung? Dafür geht er nicht nur konform mit der dpa-Schlagzeile »Illegal Eingewanderte müssen zurück«, sondern verschärft sie noch: »Konsequenter abschieben mit Lafontaine«. Hübner lässt den Zusammenhang in seiner Replik »Korrekt gefälscht« ganz weg.
Keine Rolle in beiden Beiträgen spielt die Feststellung Lafontaines: »Das Recht auf Asyl steht nicht zur Disposition.« Vielleicht sollte man auch über die Ansicht Lafontaines nachdenken, die Einwanderungsfrage sei vor allem eine soziale Frage. Das hehrste Menschenrecht löst sich in Nichts auf, wenn es keine ökonomische Basis hat. Ich empfehle, das Interview Lafontaines in der »Welt« unkommentiert zu lesen. Tücke des Objekts. Wer nur liest: »Ehemaliger LINKE-Vorsitzender plädiert für die Rückführung illegal eingereister Asylbewerber«, kommt auf den Gedanken, hier gehe es um beliebige oder sämtliche illegal einreisende Asylbewerber. Lafontaine antwortete aber auf die Frage, wie mit Menschen umgegangen werden soll, die weder vor Krieg noch vor Verfolgung fliehen. Das stellt erst der Haupttext klar. Keine Fälschung, jedoch verhängnisvolle Unaufmerksamkeit beim Verfassen einer ins Auge fallenden Unterzeile.