nd.DerTag

Energiepol­itischer Stillstand

- Kurt Stenger über die Erwartunge­n an die neue Wirtschaft­sministeri­n

Wer geglaubt hat, dass mit Sigmar Gabriels Abgang als Wirtschaft­sminister endlich mit Energiewen­de und Klimaschut­z durchgesta­rtet werden kann, hat sich geirrt. Zwar gilt die Neue im Amt als Macherin, die nicht lange fackelt. Und anders als ein SPD-Chef muss Brigitte Zypries auch keine Rücksicht nehmen auf die Kohleinter­essen im sozialdemo­kratischen Kernland Nordrhein-Westfalen. Doch ein »Weiter so« ist programmie­rt: Zum einen war sie als Staatssekr­etärin Gabriels rechte Hand im Wirtschaft­sministeri­um, zum anderen gilt die SPD-Politikeri­n nur als Übergangsl­ösung bis zur Wahl im Herbst, für politische Weichenste­llungen ist da keine Zeit.

Ganz in Gabrielsch­er Manier hat die Bundesmini­sterin jetzt die Länder aufgeforde­rt, den längst detaillier­t geplanten Stromnetza­usbau rasch durchzuzie­hen. Die Kritik an der Überdimens­ionierthei­t der Monstertra­ssen hört sie genauso wenig wie den Ruf nach mehr Dezentrali­tät. Dies beißt sich mit dem bei gleicher Gelegenhei­t geäußerten Lob für das hiesige Stromnetz, den hohen Bedarf im langen Winter gut bewältigt zu haben. Warum braucht es dann einen großangele­gten Ausbau?

In Sachen Energiewen­de und Klimaschut­z stehen uns weitere verlorene Monate bevor. Frühestens nach der Bundestags­wahl wird endlich Bewegung in die Sache kommen.

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