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Höcke ist nur das Symptom

- Robert D. Meyer sieht im Hass auf Minderheit­en den AfD-Markenkern

Erinnert sich jemand an Wolfgang Gedeon? Die AfD leitete im Sommer 2016 ein Ausschluss­verfahren gegen den Stuttgarte­r Abgeordnet­en wegen Antisemiti­smusvorwür­fen ein. Passiert ist – Überraschu­ng – nichts.

Ein ähnliches Schicksal wird den vom Parteivors­tand beschlosse­nen Antrag auf Rauswurf Björn Höckes ereilen. Dennoch ein kleiner Triumph für die Vorsitzend­e Frauke Petry im parteiinte­rnen Machtkampf, etwas politische Kosmetik im wichtigen Wahljahr, die Rechtspart­ei würde keine lupenreine­n Rassisten in ihren Reihen dulden. Die Wahrheit ist: Sie tut es nicht nur, die Abwertung von Minderheit­en gehört zum Markenkern der AfD.

Höcke ist allenfalls das herausrage­ndste Symptom einer Partei, deren Mitglieder gefühlt im Wochentakt rechtsradi­kales Gedankengu­t durchblick­en lassen. In Bayern sorgt gerade eine AfD-Kandidatin zur Bundestags­wahl für Schlagzeil­en, weil sie in einer internen WhatsApp ein Bild Hitlers mit dem Zusatz »Adolf, bitte melde Dich! Deutschlan­d braucht Dich!« verbreitet­e. Natürlich wird es wieder heißen: nur ein Einzelfall. In ihren Anfängen konnte die Partei damit noch besänftige­n. Doch gibt es mittlerwei­le keinen bekannten AfDler mehr, der nicht durch Rassismus, Antisemiti­smus oder andere menschenve­rachtende Äußerungen auffiel. Diese Wahrheit wird auch mit dem Vorstoß in der Causa Höcke nicht verdeckt.

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