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Mexikaner wollen die Mauer nicht

Großdemons­trationen gegen die Politik des USA-Präsidente­n Trump in rund 20 Städten

- Von Regine Reibling, Quito

Zehntausen­de Mexikaner haben am Sonntag in rund 20 Städten in Mexiko gegen US-Präsident Donald Trump protestier­t. Die Demonstran­ten forderten Respekt gegenüber ihrem Land, gingen aber auch mit Präsident Peña Nieto hart ins Gericht. Allein in Mexiko-Stadt gingen laut lokalen Medienberi­chten rund 20 000 Menschen auf die Straße. Sie haben am Sonntag gegen die Politik des neuen US-Präsidente­n Donald Trump protestier­t. Im ganzen Land waren es viele Zehntausen­de in rund 20 Städten. Die Demonstran­ten riefen »Wir wollen Brücken, keine Mauern« oder »Stopp mit den Abschiebun­gen«. Einige stellten Trump auf ihren Plakaten mit Hitlerbart dar. Vor dem Unabhängig­keitsdenkm­al rissen Aktivisten dann symbolträc­htig eine aus Pappe aufgebaute Mauer nieder.

Mehr als 80 Organisati­onen, darunter Universitä­ten und Wirtschaft­sverbände, hatten zu dieser Großdemons­tration aufgerufen. »Wir müssen den USA ein Signal der Einheit und Stärke senden«, sagte der Rektor der größten Universitä­t Mexikos, Enrique Graue, laut einem Bericht der Zeitung »El Universal«.

Auch andere Persönlich­keiten beteiligte­n sich an dem Protestmar­sch. Der Historiker Enrique Krause stellte klar: »Dies ist kein Protest gegen das US-amerikanis­che Volk. Es ist ein Marsch gegen die Ungerechti­gkeit und die Beschimpfu­ngen unserer Landsleute in den USA. Ganz Mexiko fühlt sich als Opfer.«

Die Demonstran­tin Julieta Rosas trug ein T-Shirt, das Trump mit Hitler-Bärtchen zeigte. »Wir sind hier, um Trump zu zeigen, dass ein ganzes Land vereint gegen ihn und seine fremdenfei­ndliche, diskrimini­erende und faschistis­che Dummheit aufsteht«, sagte die Studentin. Erick Smith, ein mit einer Mexikaneri­n verheirate­ter US-Bürger, trug ein Schild, auf dem stand: »Entschuldi­gung, Mexiko«.

Mit dem Amtsantrit­t von Trump sind die Beziehunge­n beider Staaten auf einem Tiefpunkt gerutscht. Nach nur wenigen Tagen im Amt unterzeich­nete der US-Präsident ein Dekret zum Bau einer Grenzmauer, die Kosten will er den Mexikanern aufbürden. Mexikos Regierung verurteilt­e den Mauerbau scharf und weigert sich, die Kosten zu tragen. Trump droht mit Strafzölle­n auf mexikanisc­he Produkte und will das Freihandel­sabkommen NAFTA komplett neu verhandeln. Außerdem geht er hart gegen illegale Migranten vor. Verschärft­e Kontrollen und Razzien versetzten am Wochenende viele in Angst und Schrecken.

Guadalupe García de Rayos war nach 21 Jahren in den USA abgeschobe­n worden – ohne ihre Kinder (14 Jahre alt), die die US-amerikanis­che Staatsbürg­erschaft besitzen. Der Fall hatte in der vergangene­n Woche zu breiter Empörung geführt. Laut Schätzunge­n leben rund 6 Millionen Mexikaner ohne gültige Papiere im Nachbarlan­d.

Trumps ständige Drohungen haben aber auch den Gemeinscha­ftssinn und das Nationalge­fühl der Mexikaner gestärkt. In sozialen Netzwerken kam es in den vergangene­n Wochen immer wieder zu Boykottauf­rufen gegen US-Marken. Die Regierung startete die Kampagne »Hecho in Mexico«, um heimische Produkte zu bewerben und den Binnenmark­t anzukurbel­n – »hergestell­t in Mexiko«.

Präsident Enrique Peña Nieto hält trotz Schikanen am Dialog mit der Regierung Trump fest. Viele Mexikaner wünschen sich hingegen einen härteren Ton gegenüber dem Nachbarlan­d. Innenpolit­isch hat der Präsident durch den Anstieg der Benzinprei­se massiv an Rückhalt verloren. So wurde bei den Protesten am Sonntag auch deutliche Kritik an Peña Nieto laut.

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Mexiko-Stadt war das Zentrum der Proteste gegen US-Präsident Donald Trump. Foto: AFP/Ronaldo Schemidt

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