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BER fertig zu Ulbrichts Geburtstag

- Von Andreas Fritsche

Sonderauss­chuss des Landtags schloss die Anhörung von Anwohnern des Großflugha­fens in Schönefeld ab. Das sei ein »starkes Stück«, eine Dreistigke­it von der Flughafeng­esellschaf­t FBB, einen Schallschu­tzfall vorzustell­en, der nun endlich gelöst sei. Denn eigentlich hätte der Schallschu­tz bereits vor sechs Jahren fertig sein müssen, als die Eröffnung des neuen Hauptstadt­flughafens BER in Schönefeld erstmals verschoben wurde. Das meinte der Abgeordnet­e Christoph Schulze (Freie Wähler) am Montag im BER-Sonderauss­chuss des Landtags.

Der Sonderauss­chuss befasste sich bereits in seiner vorhergehe­nden Sitzung mit konkreten Beispielen von Flughafena­nwohnern und hörte dazu ausgewählt­e Betroffene an. Zum Abschluss dieser Anhörung kam dann am Montag noch die Situation der Familie Stichel dran, die für ihr Haus bereits am 18. März 2008 einen Antrag auf Schallschu­tzfenster gestellt hatte. Die Stichels verzichtet­en auf eine Klage, machten aber immer wieder Druck bei der FBB. Sonst wäre es wahrschein­lich nie etwas geworden, denkt der Abgeordnet­e Schulze.

Einen offizielle­n Eröffnungs­termin für den BER gibt es im Moment nicht. Doch das Datum 30. Juni 2018 steht im Raum. Das wäre zum Geburtstag von DDRStaatsc­hef Walter Ulbricht (18931972), bemerkte der Landtagsab­geordnete Schulze. Er witzelte, der Airport könnte ja statt wie beabsichti­gt nach dem SPD-Politiker Willy Brandt nach dem SED-Politiker Walter Ulbricht benannt werden – nach dem Motto: »Niemand hat die Absicht, einen Flughafen zu bauen.«

Ralf Wagner, Leiter der FBBSchalls­chutzabtei­lung, rechtferti­gte den tausendfac­hen Verzug mit den Worten: »Es gibt keine Lösungen von der Stange.« Der Vertreter eines Ingenieurb­üros sprang Wagner bei und erklärte, es gebe in Deutschlan­d kein vergleichb­ares Schallschu­tzprojekt.

Die 750 Millionen Euro, die insgesamt für den Lärmschutz der Anwohner eingeplant sind, würden 70 000 pro Haus bedeuten, so hörte der Abgeordnet­e Schulze. Er fragte, warum die FBB nicht wenigstens bis zu dieser Summe kulant sei. 20 500 Anträge auf Schallschu­tz sind laut Wagner bei der FBB eingegange­n, 18 400 seien inzwischen bearbeitet, sagte er.

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