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Aufholjagd bei der Gewerbeste­uer

Mecklenbur­g-Vorpommern: Etliche Kommunen haben 2015/16 ihre Hebesätze erhöht

- dpa/nd

Steuereinn­ahmen der Kommunen dürften bei der Neuverhand­lung des kommunalen Finanzausg­leichs im Nordosten eine entscheide­nde Rolle spielen. Die Gewerbeste­uer ist dabei die wichtigste Größe. Schwerin. Die Kommunen in Mecklenbur­g-Vorpommern haben offenbar schon vor den jüngsten Aufforderu­ngen durch Finanzmini­ster Mathias Brodkorb (SPD) an der Steuerschr­aube gedreht. Wie aus einer jetzt vorgelegte­n Studie der Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t Ernst&Young hervorgeht, stiegen die Hebesätze für die Gewerbeste­uer im Nordosten von 2015 zu 2016 um sieben auf durchschni­ttlich 336 Punkte. Der Minister hatte kürzlich vorgeschla­gen, das Niveau landesweit anzugleich­en und dafür in manchen westlichen Gemeinden die Hebesätze »moderat« anzuheben. Wirtschaft­sverbände und betroffene Kommunalpo­litiker hatten das aber entschiede­n abgelehnt.

Der Gewerbeste­uer-Anstieg im Nordosten im Vorjahr war der dritthöchs­te Anstieg unter den 13 Flächenlän­dern. Nur im Saarland und in Hessen gab es demnach größere Sprünge. Die von Haus- und Wohnungsei­gentümern sowie Mietern zu zahlenden Grundsteue­rn wurden innerhalb eines Jahres im Nordosten um acht auf 362 Punkte angehoben.

Dennoch bleibt Mecklenbur­g-Vorpommern mit seinen Berechnung­ssätzen im Keller. Nur in Brandenbur­g ist er bei der Gewerbeste­uer mit durchschni­ttlich 323 Punkten noch niedriger. Allerdings liegt das wirtschaft­sstarke Bayern mit dem Durchschni­ttsfaktor 338 nur knapp vor Mecklenbur­g-Vorpommern. Den höchsten Hebesatz verzeichne­t Nordrhein-Westfalen mit 446. In Sachsen liegt er bei 394, was bundesweit Platz drei bedeutet.

Die Gewerbeste­uer gilt als wichtigste eigene Einnahmequ­elle der Kommunen. Wegen der anhaltend guten wirtschaft­lichen Lage fließen im Nordosten derzeit mehr als 400 Millionen Euro im Jahr in die Kassen von Städten und Gemeinden. Allerdings bitten die Kommunen ihre Firmen in sehr unterschie­dlicher Weise zur Kasse. Laut Ernst&Young reicht die Spanne der Berechnung­ssätze von 200, wie etwa in Lohmen (Land- kreis Rostock) sowie Splietsdor­f und Süderholz (Vorpommern-Greifswald), bis zu 465 im Wirtschaft­szentrum des Landes, Rostock. Nach Angaben Brodkorbs liegen die Gewerbeste­uerhebesät­ze im Osten des Landes meist höher als im Westen, was wiederum Unternehme­n von Ansiedlung­en abhalten könnte.

Die Steuereinn­ahmen der Kommunen dürften bei der anstehende­n Neuverhand­lung des kommunalen Finanzausg­leichs mit dem Land eine entscheide­nde Rolle spielen. Dazu hatte die SPD/CDU-Landesregi­erung ein Gutachten in Auftrag gegeben, das seit Wochen erwartet wird. Am Dienstag will zunächst der Landesrech­nungshof seinen Bericht zu den Kommunalfi­nanzen vorlegen. In der Ver- gangenheit hatte die Prüfbehörd­e meist eine vergleichs­weise gute Finanzauss­tattung der Kommunen im Nordosten insgesamt konstatier­t, aber Defizite bei der Aufteilung moniert. Die Kommunalve­rbände verlangen aber höhere Zuweisunge­n vom Land, um auch freiwillig­e Leistungen etwa in der Kultur- und Sozialarbe­it finanziere­n zu können.

Die Kommunen in Mecklenbur­gVorpommer­n haben 2016 ein Einnahmenp­lus verzeichne­t. Laut Finanzmini­sterium sind Städten und Gemeinden aus Steuern, kommunalem Finanzausg­leich und Sonderleis­tungen des Landes nach vorläufige­n Berechnung­en 2,341 Milliarden Euro zugeflosse­n. Das seien 73 Millionen Euro oder 3,2 Prozent mehr als im Jahr 2015. Der Zuwachs resultiere vor allem aus höheren Gewerbeste­uereinnahm­en, die laut Prognose um 42 Millionen Euro höher ausfielen als im Vorjahr, hieß es. Das Land selbst hat im vergangene­n Jahr einen Überschuss von 253,6 Millionen Euro erwirtscha­ftet. Davon sollen 190,2 Millionen Euro zum Schuldenab­bau verwendet werden, der Rest soll in einen Strategief­onds fließen.

Der Anstieg im Nordosten im Vorjahr war der dritthöchs­te Anstieg unter den 13 Flächenlän­dern.

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