Zellentrakte werden Denkmäler – oder Bauschutt
Gut sechs Monate nach überstürzten Räumung der JVA in Münster ist die Zukunft des maroden Gebäudes ungewiss
Münster. In einer Blitzaktion musste vor gut einem halbem Jahr die Justizvollzugsanstalt Münster in Nordrhein-Westfalen nahezu komplett geräumt werden – weil das Hauptgebäude einem Gutachten zufolge einsturzgefährdet ist. Nun könnte das Gefängnis teilweise wieder in Betrieb gehen: Derzeit werde geprüft, wie sich ein sicherer Anstaltsflügel für die Unterbringung von rund 100 Untersuchungsgefangenen nutzen ließe, sagte Rebecca Keller, Sprecherin des Bauund Liegenschaftsbetriebs (BLB), der dpa. Auch das Justizministerium hofft, dass dadurch bald wieder zusätzliche Zellen in Münster verfügbar sind.
Gleichzeitig arbeitet der BLB an einem Konzept, wie sich das baufällige Gebäude erhalten ließe. Doch auch die Idee, das Gefängnis abzureißen, wird noch diskutiert – zum Ärger der Denkmalpfleger. Der Gebäudeteil, der nun wieder als Gefängnis ge- nutzt werden könnte, war nach dem Zweiten Weltkrieg mit Stahlbeton gebaut worden – anders als der Rest des 160 Jahre alten denkmalgeschützten Gemäuers. In den nächsten Wochen könnte eine Entscheidung fallen, sagte die BLB-Sprecherin.
Anfang Juli waren die meisten Häftlinge binnen weniger Stunden in andere Haftanstalten verlegt worden. Die Folge: Untersuchungshäftlinge müssen bei Gerichtsterminen im Moment über weite Strecken gefahren werden. Der BLB drängte zunächst auf einen Abriss des Gebäudes, um Platz für neue Zellen zu schaffen. Ein Antrag, den Denkmalschutz aufzuheben, sei aber bislang nicht gestellt worden.
Die Denkmalschützer bei der Bezirksregierung protestieren gegen solche Pläne. Die JVA sei das älteste auch heute noch gut erhaltene Zellengefängnis Preußens dieser Bauart und daher von besonderer kulturhistorischer Bedeutung. Ein Gutachten der Behörde konstatierte zudem keine akute Einsturzgefahr – im Fo- kus dieser Prüfung stand allerdings die Sicherung des Gebäudes als Denkmal, nicht die Frage, ob es auch als Gefängnis sicher genug ist.