Wenig Liebe für Liebesschlösser
Auch in Sachsen-Anhalt wird die zusätzliche metallene Last an Brücken ein Problem
Die sogenannten Liebesschlösser an Brücken verursachen Arbeit und Kosten, manche Kommunen in Sachsen-Anhalt gehen dagegen vor. In Magdeburg soll aber eine Brücke extra für Schlösser entstehen. Sie sind weltweit im Trend. Vorhängeschlösser baumeln an Brückengeländern als Beweis für die ewige Liebe. In der Paris knickte auf der SeineBrücke Pont des Arts sogar schon ein Teil des Geländers unter der Last der metallenen Liebesbeweise weg. Allmählich macht sich der Trend auch in Sachsen-Anhalts Kommunen bemerkbar und wird teils zum Problem. In der Landeshauptstadt Magdeburg etwa ließ die Kommune die Liebesschlösser an der Sternbrücke entfernen, wie eine dpa-Umfrage zum Valentinstag ergab. Die Schösser und Ketten gefährdeten den Korrosionsschutz und beschädigten das Brückengeländer.
Stimmt, meinte auch der frühere Metallbauunternehmer Reiner Riegg, der die Sternbrücke nach eigenen Angaben einst selbst mit errichtet hatte: »Die Schlösser zerstören die Lackierung.« Aber Riegg ist zugleich Mitinitiator für eine Ersatzlösung. Auf privatem Grund solle nun eine Brücke errichtet werden, an der die Sternbrückenschlösser dann wieder aufgehängt werden könnten. Riegg hatte sich zusammen mit Mitstreitern schon erfolgreich für den Erhalt des Schiffshebewerkes stark gemacht. Auch die alte Magdeburger Hubbrücke zieren Liebesschlösser in allen möglichen Farben und Formen. Um diese Brücke kümmert sich der Verein zur Erhaltung der Magdeburger Hubbrücke. Die Schlösser würden auch weiterhin geduldet, hieß es.
Ebenso entspannt verfährt momentan noch die Stadt Halle. Unter anderem an der Peisnitzbrücke im Naherholungsgebiet und an der Schiffsbrücke hängen die Symbole unverbrüchlicher Liebe. »Die Schlösser werden geduldet. Sollten Arbeiten an den Bauwerken notwendig sein, oder die Schlösser Abläufe im öffentlichen Raum stören, werden sie entfernt«, erklärte ein Stadtsprecher.
Unterdessen fürchtet die Stadt Weißenfels um die schöne neue Fährbrücke zwischen den Orten Leißling und Lobitzsch. Die erst im Dezember 2016 eröffnete Brücke wurde schon kräftig mit Liebesschlössern bestückt. Was auf den ersten Blick den Charme kitschig-romantischer Dekoration versprühe, sei in Wirklichkeit eine erstzunehmende Gefahr für das Bauwerk, hieß es bei der Stadt, die das Anbringen strikt untersagt hat. Deshalb werden die Schlösser alle vier Wochen entfernt.
Hersteller von Schlössern und Sicherheitssystemen haben schon lange den Liebesschloss-Markt entdeckt, gibt der Brauch doch den altmodischen Bügelschlössern neue Bedeutung. Bei den Wettbewerbern Abus und Burg-Wächter können Liebende unter zahllosen Varianten wählen. Und wenn der Nachwuchs da ist, gibt es sogar schon Baby-Schlösser in Miniatur-Format, die dann am Liebesschloss eingeklinkt werden.