Kalifornien ruft den Notstand aus
Angst vor einem Bruch des Oroville-Staudamms
Jahrelang kämpft Kalifornien mit der Dürre. Dann setzen heftige Regenfälle den US-Bundesstaat großteils unter Wasser. Nun droht auch noch ein riesiger Staudamm zu brechen. Los Angeles. Wegen der kritischen Lage an einem riesigen Staudamm hat Kalifornien den Notstand für mehrere Bezirke ausgerufen. Nach tagelangen Regenfällen ist der Damm des Oroville-Stausees an seine Belastungsgrenze gestoßen. Die Anlage stand wegen eines beschädigten Abflusskanals vor dem Zusammenbruch – das Wasser könnte Teile des US-Bundesstaats überfluten.
Der kalifornische Gouverneur Jerry Brown rief am späten Sonntagabend (Ortszeit) den Notstand für die Bezirke Butte, Sutter und Yuba aus. Einige Stunden zuvor hatte die Polizei nahezu 190 000 Anwohner der gefährdeten Gebiete aufgefordert, sich in Sicherheit zu begeben.
Brown sprach von einer »sehr ernsten Situation«. Die Lage sei komplex und verändere sich sehr schnell. Die Mitteilungen der Polizei waren mehrfach mit dem Hinweis »Dies ist keine Übung« versehen. Sollte der beschädigte Kanal den abfließenden Wassermassen nicht standhalten, sei mit einer Flutwelle zu rechnen, die weite Teile der Region rund um den Oroville-Stausee treffen könne. In den drei genannten Bezirken wurden bereits zahlreiche Notunterkünfte für die Einwohner bereitgestellt.
Der nur im Notfall genutzte Abflusskanal des Staudamms wies den Angaben nach starke Erosionsschäden auf. Um eine Katastrophe zu verhindern, ordnete die kalifornische Wasserbehörde DWR die kontinuierliche Reduzierung des über den kaputten Kanal abfließenden Wassers an.
Die Massen wurden nach und nach wieder auf den Hauptabfluss umgeleitet – der allerdings erst in der vergangenen Woche wegen eines Loches geschlossen worden war. Der Notabfluss war damit nur wenige Tage im Einsatz, bis er zusammenzubrechen drohte.
Die 235 Meter hohe und rund 2300 Meter lange Anlage liegt etwa 125 Kilometer nördlich der Hauptstadt Sacramento. Sie staut den Oroville-See auf und dient der Stromgewinnung.
Das dürregeplagte Kalifornien war in den zurückliegenden Tagen in einigen Gegenden von sehr heftigen Regenfällen überrascht worden. Zahlreiche Bewohner mussten aus ihren Häusern gerettet werden, nachdem der Fluss San Lorenzo über die Ufer getreten war. In dem US-Bundesstaat war fünf Jahre lang zu wenig Regen gefallen. Im Jahr 2014 wurde sogar ein Dürrenotstand ausgerufen. Die Einwohner wurden angewiesen, weniger Wasser zu verbrauchen.