nd.DerTag

Von der Leyen warnt vor US-Alleingäng­en

Pentagonch­ef Mattis betont in München Bedeutung des transatlan­tischen Verhältnis­ses

- Ren/nd

Eine positive Bilanz hat Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) nach dem G20-Außenminis­tertreffen in Bonn gezogen. Bonn. Auch wenn US-Präsident Donald Trump in Washington blieb – im Geiste war er diese Woche in Europa sehr präsent, sowohl beim Treffen der NATO-Verteidigu­ngsministe­r in Brüssel als auch bei den G20-Außenminis­tern in Bonn oder der Münchner Sicherheit­skonferenz. Die deutschen Regierungs­vertreter hatten dort die Gratwander­ung zu bewältigen, mit Trumps Abgesandte­n ins Gespräch zu kommen und zugleich selbstbewu­sst die eigenen Positionen vorzubring­en.

Deutlich machte Außenminis­ter Sigmar Gabriel (SPD), dass mit ihm eine Anhebung der Verteidigu­ngsausgabe­n auf zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP), wie aus Washington gefordert, nicht zu machen sei. »Man darf Sicherheit­spolitik nicht auf die Hö- he der Verteidigu­ngsausgabe­n reduzieren«, sagte Gabriel am Freitag zum Abschluss des Bonner G20-Treffens. So gebe Deutschlan­d mehr für Entwicklun­gshilfe aus als andere NATO-Staaten und allein »30 bis 40 Milliarden Euro im Jahr für die Integratio­n von Flüchtling­en«.

In Deutschlan­d würden die zwei Prozent Mehrkosten von gut 25 Milliarden zusätzlich bedeuten, warnte unterdesse­n der frühere Verteidigu­ngsministe­r Volker Rühe (CDU) im Deutschlan­dfunk. Das sei seriös gar nicht machbar.

Einen Seitenhieb auf Fehler früherer US-Regierunge­n fügte Gabriel in Bonn noch hinzu: Die Flüchtling­e seien »das Ergebnis von verfehlten militärisc­hen Interventi­onen«.

Klare Ansagen kamen von Gabriel auch zur Bedeutung internatio­naler Zusammenar­beit und des Multilater­alismus wie vor allem im Rahmen der UN. Genau genommen war die gesamte von der deutschen Präsidents­chaft zusammenge­stellte Agenda des G20Treffen­s mit UN-Nachhaltig­keitsagend­a und kollektive­r Krisenpräv­ention im Mittelpunk­t eine Kampfansag­e an die Abschottun­gspolitik Trumps.

Außenminis­ter Gabriel

Gabriels Konterpart war in Bonn US-Außenminis­ter Rex Tillerson, den Konferenzt­eilnehmer zwar als angenehmen Gesprächsp­artner beschriebe­n, der sonst aber eher blass blieb. Immerhin schrieb Gabriel dem US-Kollegen Bekenntnis­se zum UN-geführten Friedenspr­ozess für Syrien und zum Fortgang der bisherigen Ukraine-Verhandlun­gen zu. Die G20Konfere­nz endete, wie vor Beginn angekündig­t, ohne eine gemeinsame Erklärung. Das Treffen diente auch der Vorbereitu­ng des G20-Gipfels am 7. Juli in Hamburg. Die Hansestadt erwartet im Sommer die größten Proteste ihrer Geschichte.

Zum Auftakt der Münchner Sicherheit­skonferenz warnte Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) die neue US-Regierung in deutlicher Form vor außenpolit­ischen Alleingäng­en etwa in der Russlandpo­litik. Ihr Amtskolleg­e US-Verteidigu­ngsministe­r James Mattis betonte hingegen in München die Bedeutung des transatlan­tischen Verhältnis­ses und die Notwendigk­eit der Zusammenar­beit. »Die transatlan­tische Verbindung ist stark«, sagte Mattis am Freitag. Zugleich stärke die transatlan­tische Einheit die Einheit Europas.

»Man darf Sicherheit­spolitik nicht auf die Höhe der Verteidigu­ngsausgabe­n reduzieren.«

Newspapers in German

Newspapers from Germany