nd.DerTag

Maut adieu

Uwe Kalbe über die neueste Politpeinl­ichkeit für die CSU

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Verwunderl­ich war nur die Zustimmung der EU-Kommission gewesen, die dem deutschen Verkehrsmi­nister auf den Leim ging, obwohl jedes Kind erkennen konnte, dass die Maut auch in ihrer überarbeit­eten Form eine Diskrimini­erung bleibt. Die CSU hielt, was sie versproche­n hatte, und sie brüstete sich ganz offen damit: mit der Maut nur für Ausländer. Dass die EU-Fachleute Alexander Dobrindts überarbeit­etes Konzept schluckten, welches von der Ungleichbe­handlung in- und ausländisc­her Mautzahler durch die Schaffung neuer Ungleichbe­handlungen (von Kurz- und Dauernutze­rn sowie alter und neuer Autos) ablenkte, spricht von peinlicher Unterwerfu­ng. Das jetzige Gutachten ist die Quittung.

Vor allem aber entblößt es die CSU. Es gibt keine zweite Partei in Deutschlan­d, die es in Sachen Populismus zu solcher Meistersch­aft bringt. Erstaunlic­h nur, dass kein Misserfolg diese Partei irgendwann zur Besinnung bringt – kein Dämpfer, weder zur Kinderbetr­euungspräm­ie für Hausfrauen noch zur rechtswidr­igen Asyl-Obergrenze oder zur Ausländerm­aut hielt den SeehoferCl­an je von der nächsten Dummheit ab. Auch wenn das Scheitern noch so nahe lag.

Notfalls würde Seehofer bis aufs Blut auch für ein Gesetz streiten, das es nur Deutschen gestattet, über Wasser zu laufen, wenn das ein paar Wähler brächte. Peinlich berührt muss daher auch Kanzlerin Merkel sein, die die Maut ursprüngli­ch ausgeschlo­ssen hatte und sich wider besseren Wissens beugte. Unnötig, denn nun behält sie Recht. Sicher gibt es mit ihr keine Maut mehr.

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