Den Anstand wahren
Mönchengladbach glaubt trotz des 0:1 gegen den AC Florenz an eine Wende – am Sonntag kommt RB Leipzig
Das Achtelfinale in der Europa League ist für Borussia Mönchengladbach in die Ferne gerückt. Trotz guter Leistung gab es gegen Florenz eine 0:1-Niederlage. In der Liga ist am Sonntag RB Leipzig zu Gast. Mit der genauen Lokalisierung von Gladbachs schönstem Erlebnis in dieser Europacupsaison hatte Max Eberl so seine Schwierigkeiten. »Hampden Park – oder wie heißt das Stadion: Celtic Park?«, murmelte Borussias Sportdirektor, ehe er die sichere Variante wählte: »Also jedenfalls in Glasgow.« In Schottlands größter Stadt legten die Niederrheinischen mit einem kühl herausgespielten 2:0 bei Celtic im Oktober die Grundlage fürs Überwintern in der Europa League. Dort droht dem Team von Dieter Hecking nach dem 0:1 gegen Florenz nun zum dritten Mal nach 2013 und 2015 das Aus in der Zwischenrunde. Woraufhin Eberl flugs den erfreulichen Herbstabend im Celtic Park aus seinem Gedächtnis zauberte.
»Da haben wir gezeigt, wozu wir auswärts in der Lage sind«, erwähnte der 43-Jährige das Ereignis, das unter Heckings Vorgänger André Schubert eine echte Rarität war – und erweiterte seinen Quellennachweis um die jüngsten Auftritte der Gladbacher in der Fremde. Da siegten die Fohlen in Leverkusen, im Pokal in Fürth und schließlich in Bremen. Eine stolze Erfolgskette, gerade für die einstigen Auswärtswürmer, die nun als Mutmacher für das Rückspiel am nächsten Donnerstag in Florenz ins Reisegepäck wandert.
Als attraktives Intermezzo steht am Sonntag das Duell gegen Leipzig in der Liga auf dem Programm. Nach den Vorfällen beim letzten Auswärtsspiel des Aufsteigers in Dortmund wurden die Sicherheitsmaßnahmen am Stadion erhöht. »Ich denke, dass auch unsere Fans ihre Meinung über das Modell RB Leipzig zum Ausdruck bringen wollen. Aber wir werden sehr genau darauf achten, dass der Anstand gewahrt wird«, kündigt Geschäftsführer Stephan Schippers an. Die Spieler versuchen derweil, sich von der ersten Pleite unter dem neuen Trainer nicht die Sinne vernebeln zu lassen.
»Wir wollen eine hohe Laufbereitschaft zeigen, gut stehen und gut um- schalten – eben das, was uns zuletzt ausgezeichnet hat«, betont Tony Jantschke. Der gebürtige Sachse ist gerade dabei, sich in Heckings 4-4-2System auf der Position des rechten Außenverteidigers festzuspielen.
Die von extremen Leistungsausschlägen – nach oben wie nach unten – geprägte Zeit unter André Schubert verlangte Borussias Profis vor allem taktisch eine sehr hohe Flexibilität ab. Mit ausbleibendem Erfolg sorgte diese Grundausrichtung jedoch für immer größere Verwirrung beim kickenden Personal. Deshalb machte sich Hecking nach seiner Ankunft auch als erstes daran, dieses Durcheinander zu beenden.
Nun spielen die Borussen wieder so strukturiert, wie es der Mentalität ihres Übungsleiters entspricht. Selbst in der starken ersten Halbzeit gegen Florenz wirkte der Spielaufbau der Hausherren oft etwas betulich, auf jeden Fall längst nicht so ungestüm wie unter Schubert. Die Niederlage hatten sich die Gladbacher nach einer Handvoll – mitunter fahrlässig – vergebener Topchancen letztlich selbst zuzuschreiben.
Die große Depression brach bei ihnen deshalb aber nicht aus. Im Ge- genteil. »Wir wären ganz schön dämlich, wenn wir uns von dem Spiel aus der Bahn werfen lassen würden«, plädierte Jantschke dringend für Treue zum eingeschlagenen Weg. Was für den Planungschef ohnehin außer Frage steht. »Für mich ist wichtig, dass wir uns gegen ein Team wie Florenz überhaupt sieben oder acht Möglichkeiten dieser Qualität herausgespielt haben. Das gibt mir Hoffnung, dass wir die Sache noch drehen können. Das Ding ist noch nicht durch für Florenz«, betonte Hecking und witzelte: »Vielleicht sind die Tore dort ja ein bisschen größer.«