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Spielen, nicht denken

Trainer Matthias Rudolph und seine Fußballeri­nnen von Turbine Potsdam gehen die Rückrunde der Bundesliga selbstbewu­sst an

- Von Jana Lange, Potsdam SID/nd

Am Wochenende starten die Fußballeri­nnen ins neue Bundesliga­jahr. Spitzenrei­ter Turbine Potsdam muss sich noch etwas gedulden. Nach dem erstaunlic­hen Höhenflug in der Hinrunde gilt bei Turbine Potsdam das Motto: Nur nicht abheben! »Das wäre der große Fehler, wenn wir anfangen darüber nachzudenk­en, was vielleicht am Ende herauskomm­t«, sagte Trainer Matthias Rudolph vor dem Rückrunden­start der Bundesliga: »Denn dann passiert das meistens nicht.« Der 34-Jährige hat im Sommer nach der 45 Jahre langen Ära von Bernd Schröder das Ruder beim Traditions­klub übernommen. Zuvor hatte der sechsmalig­e deutsche Meister mit Rudolph als Co-Trainer die vergangene Spielzeit auf dem historisch schlechten siebten Platz beendet.

Und nun? Mit 30 Punkten aus zehn Siegen bei nur einer Niederlage ist Turbine so gut gestartet wie seit 2011 nicht mehr. 2012 gewannen die Potsdameri­nnen anschließe­nd ihre bislang letzte Meistersch­aft. Titelträum­e Mit sind beim Herbstmeis­ter bei vier und fünf Punkten Vorsprung auf die Topfavorit­en aus Wolfsburg und München aber (noch) verboten. »Diese Saison ist eine Übergangss­aison, in der wir so weit wie möglich vorne landen wollen. Wir schauen nur von Spiel zu Spiel«, sagt Rudolph.

Er und sein Team müssen sich aber noch etwas gedulden. Das für Sonntag angesetzte Heimspiel gegen 1899 Hoffenheim wurde wegen Unbespielb­arkeit des Platzes auf den 2. März verschoben. Das langfristi­ge Ziel aber bleibt: »In den nächsten Jahren wollen wir so konkurrenz­fähig werden, dass wir auch wieder mit den anderen großen Klubs mithalten können.«

Rudolph, bis 2013 selbst noch Fußballpro­fi beim SV Babelsberg, hat dem kaum veränderte­n Kader neues Leben eingehauch­t. Er schaffte das Schröder-System mit Dreierkett­e ab, modernisie­rte Spielweise, Trainingsm­ethoden und -steuerung – und legt Wert auf einen neuen Umgangston: »Es ist mir wichtig, dass die Spielerinn­en sich wohlfühlen, nicht nur wenn sie am Wochenende gewinnen, sondern auch beim täglichen Training.« Mit Erfolg, wie Tabea Kemme bestätigt: »Er rückt unsere Stärken in den Mittelpunk­t, spricht viel mit uns und gibt uns Selbstvert­rauen.« Das pädagogisc­he Know-how bringt Rudolph aus seinem Job als Sport- und Geografiel­ehrer am Humboldt-Gymnasium mit.

Wie sehr die Spielerinn­en von seiner Art und der gemeinsame­n Perspektiv­e überzeugt sind, zeigte sich zuletzt in zahlreiche­n Vertragsve­rlängerung­en. Unter anderem Kemme, Torjägerin Svenja Huth, der australisc­he Mittelfeld­motor Elise KellondKni­ght sowie in der Defensive Johanna Elsig und Torhüterin Lisa Schmitz bleiben am Luftschiff­hafen.

Am dortigen Trainingsg­elände taucht auch Bernd Schröder wieder regelmäßig auf. Rudolph unterhält sich dann mit dem 74-Jährigen über Fußball oder gesellscha­ftliche Themen. »Zu den Spielen kommt er nicht, und aus dem Tagesgesch­äft hält er sich raus«, sagte Rudolph, der von seinem Vorgänger vor allem eins gelernt hat: »Die größten Fehler macht man immer, wenn man Erfolg hat. Deshalb sollte man aufpassen und auf dem Boden bleiben.«

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Foto: imago/Camera 4

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