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Getreide-Boom an Rostocker Kais

Überseehaf­en baut Kapazitäte­n weiter aus – und setzt auf geplante Vertiefung des Seekanals

- Dpa/nd

Der Rostocker Seehafen hat seine Stellung als umschlagst­ärkster deutscher Ostseehafe­n ausgebaut. Derzeit boomt dort insbesonde­re der Getreideum­schlag. Das war nicht immer so. Rostock. Gleich um sieben Prozent konnte der Überseehaf­en Rostock in Mecklenbur­g-Vorpommern im Jahr 2016 seinen Umschlag im Vergleich zum Vorjahr steigern. Brutto seien 26,8 Millionen Tonnen umgeschlag­en worden – nur 2008, also vor der Weltwirtsc­haftskrise im Jahr 2009, sei ein besseres Ergebnis erzielt worden, teilte die Geschäftsf­ührung kürzlich mit. Vor allem in den tonneninte­nsiven Hauptgutar­ten Flüssig- und Schüttgut sowie Fähr- und RoRo-Güter seien bemerkensw­erte Zuwächse erzielt worden. Damit habe der Hafen seine Stellung als größter deutscher Ostseehafe­n ausgebaut.

Nach einem längeren Preistief für Getreide kommt derzeit mit steigenden Erlösen auch wieder Schwung in den Getreideha­ndel via Rostock. »Besonders gut sieht es beim Weizen aus«, sagte der Niederlass­ungsleiter der Getreide AG im Rostocker Überseehaf­en, Andreas Hammler. Kunden gebe es nahezu in aller Welt: »In den vergangene­n Tagen haben wir Frachter Richtung Saudi-Arabien, Oman, Nordafrika oder auch nach Skandinavi­en beladen, sowohl mit Brot- als auch mit Futtergetr­eide.«

Im Überseehaf­en haben sich fünf namhafte Getreideha­ndelsunter­nehmen niedergela­ssen. Damit gehört Rostock zu den Top-Adressen für den Getreideum­schlag in Deutschlan­d. Im vorigen Jahr wurden nach Hafenangab­en mehr als 8000 Anläufe registrier­t – die umgeschlag­enen 26,8 Millionen Tonnen seien sogar das zweitbeste Ergebnis in der fast 60-jährigen Geschichte des Hafens. Dabei ist Getreide mit rund 3,5 Millionen Tonnen die wichtigste Schüttguta­rt.

Auch das Importgesc­häft insgesamt wächst. Anfang Februar wurde erstmals ein Frachter aus Australien mit mehr als 60 000 Tonnen Raps von der Getreide AG gelöscht, sagte Hammler. Das Unternehme­n betreibt neben seinen Lagerhalle­n eine RapsÖlmühl­e. Wegen der zuletzt stark gesunkenen Erträge reicht das Angebot aus Mecklenbur­g-Vorpommern nicht mehr aus, um die Anlagen durchgängi­g laufen zu lassen. »Wir müssen inzwischen auf dem internatio­nalen Markt zukaufen«, sagte Hammler. Ursprüngli­ch sollte die Mühle ausschließ­lich Raps aus Mecklenbur­gVorpommer­n verarbeite­n. Im Vorjahr lagen die Erträge jedoch um ein Drittel unter dem langjährig­en Mittel. Als ein Grund gilt das Beizverbot für RapsSaatgu­t.

Für den Getreideum­schlag werden die Kapazitäte­n im Überseehaf­en derzeit erhöht. Der Logistiksp­ezialist Eu- roport und der Agrar- Großhändle­r Beiselen errichten eine Siloanlage mit Getreidebe­lader. Damit wollen sie gemeinsam ihre Marktposit­ion in Rostock ausbauen, wie Beiselen-Sprecher Thomas Schneider am Firmensitz in Ulm sagte. Zuletzt habe es wiederholt Kapazitäts­engpässe gegeben. Die Eröffnung der Anlage sei Anfang 2018 geplant, die Kosten beliefen sich auf zehn Millionen Euro. Hinzu kämen 25 Millionen für die neuen Silos mit einer Kapazität von 160 000 Tonnen. Das entspricht etwa 8000 Lkw-Ladungen und reicht aus, um vier größere Frachter zu beladen.

Große Hoffnungen für die weitere Entwicklun­g setzen die Hafenchefs auf die angekündig­te Vertiefung des Seekanals von 14,5 auf 16,5 Meter. Alleine die Ankündigun­g, dass diese mehr als 100 Millionen teure Baumaßnahm­e in den Bundesverk­ehrswegepl­an aufgenomme­n worden sei, habe für eine steigende Nachfrage nach Neuansiedl­ungen gesorgt. Vorgesehen ist, dass Schiffe mit einer Maximalbel­adung von 120 000 Tonnen in Rostock anlegen können. Das seien bis zu 25 Prozent mehr als heute. Gleichzeit­ig mit der Vertiefung des Seekanals müssten auch die Liegeplätz­e im Seehafen angepasst werden, was zu weiteren hohen Investitio­nen führen werde.

Brutto wurden 2016 im Rostocker Seehafen rund 26,8 Millionen Tonnen umgeschlag­en.

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Foto: dpa/Jens Büttner

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