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Auf nach Hamburg!

Wenn im Juli die Staatschef­s zum G20-Gipfel kommen, erwartet die Stadt die größten Proteste ihrer Geschichte. Aus den Erfahrunge­n des G8-Gipfels in Heiligenda­mm 2007 befürchten Bürger und Demonstran­ten massive Einschränk­ungen ihrer Grundrecht­e. Aber wer d

- Von Werner Rätz

Werner Rätz, geboren 1952, hat Politische Wissenscha­ft, Philosophi­e und Geschichte studiert, danach als Telefonist, Hilfsarbei­ter und Koch gearbeitet und vier Kinder großgezoge­n. Er gehörte lange zum bundesweit­en Koordinier­ungskreis von Attac Deutschlan­d und nimmt unter anderem an den Treffen zur Beratung von Aktivitäte­n gegen den G20Gipfel in Hamburg teil.

Die 20 Staats- und Regierungs­chefs, die sich am 7. und 8. Juli in Hamburg treffen werden, repräsenti­eren große Industrie- und Schwellenl­änder sowie die EU und treffen sich seit 2008 in diesem Kreis. Die Asienkrise hatte 1999 zur ersten Einberufun­g des Gremiums als informelle­s Treffen der Finanzmini­ster geführt. Auch das Treffen der Chefs 2008 war eine Reaktion auf eine Krise, nämlich die beschönige­nd Finanzund Bankenkris­e genannte Krise des globalen Kapitalism­us.

Die Bundesregi­erung beschreibt auf ihrer offizielle­n G20-Webseite das Gremium »als das bedeutends­te Forum für wirtschaft­s- und finanzpoli­tische Zusammenar­beit«. Der selbst- erhobene Anspruch der Versammelt­en besteht also darin, den modernen Kapitalism­us zu managen, seine Krisen zu bewältigen und vor allem die Weltwirtsc­haft, sprich die Kapitalver­wertung, in Schwung zu halten. Das misslingt ihnen offensicht­lich gründlich, und zwar nicht nur, weil sie unfähig wären, sondern weil sie die falschen Rezepte anwenden. Die Themen benennt wiederum die Bundesregi­erung: »geopolitis­che Konflikte, Terrorismu­s, Migrations­und Fluchtbewe­gungen, Armut und Hunger sowie voranschre­itender Klimawande­l und Epidemien«.

Wer wollte dieser Problembes­chreibung widersprec­hen? Wenn man allerdings auf die Lösungsans­ätze schaut, die von G20-Regierunge­n propagiert werden, dann finden wir nur alte Rezepte, die schon in der Vergangenh­eit ihre Untauglich­keit bewiesen haben, wie Wirtschaft­swachstum, Freihandel, Schaffung privater Investitio­nsmöglichk­eiten und in deren Folge umfassende­r Sozialabba­u.

Es sind also genau die Verursache­r und Antreiber all der unten aufgeliste­ten Probleme, die sich im Juli in Hamburg versammeln werden. Dabei haben sie inzwischen auch massive Widersprüc­he untereinan­der, sodass es naiv wäre zu erwarten, dass sie mehr tun, als das Ganze trotz verschiede­ner Störungen am Laufen zu halten.

Sowohl die führenden Neoliberal­en (May aus Großbritan­nien, Abe aus Japan, Merkel aus der BRD u.a.), als auch autoritär geführte Staaten wie Russland, China, die Türkei oder SaudiArabi­en und rechtsradi­kale, rassistisc­he Regimes wie Indien, Brasilien, Mexiko sind dabei, und natürlich fehlen auch die korrupten Regierungs­chefs aus Südkorea oder Südafrika nicht. Ein besonderes Glanzlicht wird dieses Jahr Donald Trump aus den USA sein. Vielleicht kommt auch noch Marine Le Pen aus Frankreich dazu.

Nicht nur die von Grund auf falsche Politik, sondern auch dieses Personal zeigt, dass die G20 Teil des Problems und nicht der Lösung ist. Wer sich solche Figuren einlädt, hat sich selbstvers­tändlich auch den internatio­nalen Protest eingeladen. Also auf nach Hamburg!

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