Katalanisches Willkommen
Bis zu einer halben Million Menschen demonstrierten für Aufnahme von Flüchtlingen
Barcelona. 160 000 schätzte die Polizei, mit einer halben Million gaben die Veranstalter die Anzahl der Demonstranten an, die am Sonnabend durch die katalanische Metropole Barcelona zogen. Was auch immer stimmen mag – der Protestmarsch für die Aufnahme von Flüchtlingen und für offene Grenzen war wohl der größte seiner Art in Europa bisher.
Zu der Massenkundgebung hatte die Initiative »casa nostra casa vostra« (unser Haus ist euer Haus) aufgerufen. Sie stand unter dem Motto: »Schluss mit den Ausreden! Nehmen wir sie jetzt auf!« Die Organisatoren hatten die Teilnehmer gebeten, blaue Kleidung und blaue Flaggen zu tragen, damit der Menschenzug, der sich seit dem Nachmittag in Richtung des Zentrums der katalanischen Metropole bewegte, wie eine gewaltige Welle wirkte. Ziel war nicht zufällig der örtliche Mittelmeerstrand Barceloneta – viele Menschen versuchen, über das Mittelmeer in die EU zu gelangen. Spanien und die Europäische Union müssten endlich ihrer Verpflichtung nachkommen, notleidenden Menschen aus Konfliktregionen Zuflucht zu gewähren und eine integrative Gesellschaft aufzubauen, hieß es.
Die konservative spanische Regierung von Mariano Rajoy hat sich zur Aufnahme von rund 17 000 Flüchtlingen im Rahmen der europaweiten Umverteilung verpflichtet – bisher sind laut Medienangaben aber nur 1000 ins Land gekommen. Flüchtlingsinitiativen gehen sogar von einer noch niedrigeren Zahl aus.
Am Freitag waren rund 500 Afrikaner über den sechs Meter hohen Grenzzaun in die spanische Enklave Ceuta in Marokko gelangt. 25 verletzte Afrikaner und elf Beamte der Zivilgarde mit Blutergüssen und Schnittwunden mussten im Krankenhaus behandelt werden. Menschenrechtler berichteten zudem von mehreren Verletzten, die auf marokkanischer Seite geblieben seien.