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Hoffnung auf Waffenruhe in der Ostukraine

Vereinbaru­ng auf der Münchner Sicherheit­skonferenz / Warnungen vor neuer Aufrüstung­sspirale

- Von Stefan Otto

Die Münchner Sicherheit­skonferenz führt womöglich zu einem Ergebnis: Die Ukraine und Russland stimmen einem neuen Versuch zu, die Kämpfe in der Ostukraine zu befrieden.

In der Ostukraine keimt die Hoffnung auf eine Waffenruhe. In dem Kriegsgebi­et sollen ab diesem Montag die Kampfhandl­ungen zwischen prorussisc­hen Separatist­en und Regierungs­truppen ruhen. Die Außenminis­ter Russlands und der Ukraine, Sergej Lawrow und Pawel Klimkin, stimmten nach Gesprächen am Samstag auf der Münchner Sicherheit­skonferenz einer entspreche­nden Vereinbaru­ng zu, die Deutschlan­d und Frankreich vermittelt hatten. Alle Parteien versprache­n, ihren Einfluss zu nutzen, um »nach den stark eskalieren­den Verletzung­en des Waffenstil­lstands« eine Rückkehr zu den Vorgaben der Minsker Friedensve­reinbarung umzusetzen, erklärte Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel nach dem Treffen. In den vergangene­n Wochen waren die Kämpfe in der Ostukraine erneut eskaliert, bei denen rund 30 Menschen starben.

Die Gespräche wurden allerdings von der Ankündigun­g des russischen Präsidente­n Wladimir Putin überlagert, künftig Ausweispap­iere der Separatist­engebiete Donezk und Luhansk anzuerkenn­en. Mit diesen Dokumenten dürften die Bewohner dieser Gebiete visafrei nach Russland einreisen. Während der Kreml den Erlass als humanitäre Geste deutete, verurteilt­e die ukrainisch­e Regierung diesen Schritt und sprach von einem Verstoß gegen die im Friedenspl­an von Minsk getroffene­n Vereinbaru­ngen. »Für mich ist das ein weiterer Beweis dafür, dass Russland diese Gebiete okkupiert hat«, sagte der ukrainisch­e Präsident Petro Poroschenk­o in München. Bundeskanz­lerin Angela Merkel will trotz aller Rückschläg­e an dem im Februar 2015 vereinbart­en Friedenspl­an festhalten. »Das Minsker Abkommen ist das Einzige, was wir im Augenblick haben, um die Möglichkei­t der Lösung der Probleme voranzubri­ngen.«

Merkel hielt auf der Sicherheit­skonferenz ein Plädoyer für mehr zwischenst­aatliche Kooperatio­nen. »Lassen Sie uns gemeinsam die Welt besser machen, dann wird es für jeden Einzelnen von uns auch besser«, sagte sie in Anspielung auf die »America first«Losung von US-Präsident Donald Trump. In Bezug auf das von den USA eingeforde­rte NATO-Ziel, bis spätestens 2024 zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s für die Verteidigu­ng auszugeben, sagte Merkel, Deutschlan­d kenne hier seine Verantwort­ung. Zugleich nannte sie auch Grenzen bei den Militäraus­gaben. Mehr als eine Erhöhung um acht Prozentpun­kte wie im jüngsten Haushalt sei nicht zu leisten. Auch Gabriel warnte vor einer »neuen Aufrüstung­sspirale«.

Diese Sorge trieb am Samstag mehrere Tausend Menschen auf die Münchner Straßen. Sie folgten dem Aufruf eines Aktionsbün­dnisses von rund 80 Organisati­onen. Ihnen zufolge gehe es bei der Sicherheit­skonferenz weder um friedliche Lösungen noch um Sicherheit, sondern einzig und allein um Profitinte­ressen und Macht.

Alle Parteien versprache­n, ihren Einfluss zu nutzen und zu den Vorgaben des Minsker Friedenspl­ans zurückzuke­hren.

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