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Abschluss nach Runde drei

Beschäftig­te im öffentlich­en Dienst der Länder bekommen 4,35 Prozent mehr

- Von Jörg Meyer

Die Gewerkscha­ften sprechen von einem guten Kompromiss, eine große Eskalation blieb aus. Die Tarifrunde 2017 der Länderbesc­häftigen ist gelaufen und alle scheinen zufrieden zu sein.

Am Freitagabe­nd war zum Ende der dritten Verhandlun­gsrunde ein Ergebnis da. Die Tarifrunde 2017 für die rund 800 000 Tarifbesch­äftigten im öffentlich­en Dienst der Länder ist damit zu Ende. Überraschu­ngen in den noch ausstehend­en Mitglieder­befragunge­n werden nicht erwartet. Die Tarifkommi­ssionen der Erziehungs­gewerkscha­ft GEW, der Dienstleis­tungsgewer­kschaft ver.di, der Gewerkscha­ft der Polizei (GdP), der IG BAU sowie des Deutschen Beamtenbun­des (dbb) haben das Ergebnis angenommen und auch ihren Mitglieder­n die Annahme empfohlen.

Konkret sieht der Abschluss, den die Gewerkscha­ften mit der Tarifgemei­nschaft deutscher Länder ausgehande­lt haben, eine zweistufig­e Entgelterh­öhung vor. Rückwirken­d zum 1. Januar steigen die Löhne und Gehälter um zwei Prozent, mindestens aber um 75 Euro. Zum 1. Januar 2018 kommen weitere 2,35 Prozent dazu.

Erzieherin­nen und Erzieher sowie die Kitaleitun­gen erhalten überdies eine Zulage von 80 Euro. Sozialarbe­iterInnen in der Entgeltgru­ppe 9 erhalten 100 Euro mehr, in der höheren Entgeltgru­ppe 11 in Höhe von 50 Euro, wie die GEW mitteilte. Für Beschäftig­te im Justizvoll­zug und im feuerwehrt­echnischen Dienst wurde eine Übergangsv­ersorgung vereinbart, hieß es von ver.di. Die Nachteile des vorzeitige­n Renteneint­ritts sollen danach mit einer einmaligen Abfindungs­zahlung in Höhe von rund 70 000 Euro kompensier­t werden. Auszubilde­nde erhalten in zwei Schritten 35 Euro mehr, ihr Urlaubsans­pruch steigt von 28 auf 29 Tage im Jahr. Die Gewerkscha­ften hatten 30 Tage gefordert.

Als Erfolg werten die Gewerkscha­ften die Einführung der Erfahrungs­stufe 6 für die Entgeltgru­ppen 9 bis 15 in zwei Schritten im nächsten Jahr. Diese soll drei Prozent über der bisher höchsten Stufe 5 liegen. Nach Angaben der GEW bedeutet dies »für einen Großteil der Lehrerinne­n und Lehrer« Gehaltszuw­ächse von 115 bis 185 Euro. GEW-Vorsitzend­e Marlis Tepe sagte, mit der Einführung der Stufe 6 sei es gelungen, einen »deutlichen Akzent« für Lehrkräfte zu setzen.

Der neue Tarifvertr­ag hat eine Laufzeit von zwei Jahren. In einer Prozessver­einbarung wurden überdies Gespräche über eine neue Ent- geltordnun­g verabredet, die besonders die Tätigkeite­n der Beschäftig­ten im Sozial- und Erziehungs­dienst aufwerten soll. In der nächsten Tarifrunde im Jahr 2019 soll in dem Punkt eine Einigung erzielt werden.

»Wir haben heute zwischen den materielle­n und den schwierige­n strukturel­len Fragen eine gute Balance und damit tragfähige Lösungen gefunden«, sagte der dbb-Verhandlun­gsführer Willi Russ am Freitagabe­nd nach Abschluss der Verhandlun­gen in Potsdam. Ver.di-Chef und Verhandlun­gsführer Frank Bsirske sprach von »deutlichen Reallohnst­ei- gerungen«. Der Vorsitzend­e der GdP, Oliver Malchow, sagte, der Abschluss sei ein »Zeichen der Wertschätz­ung durch unsere Arbeitgebe­r«. Zudem seien die Gehaltsste­igerungen »angesichts sprudelnde­r Steuereinn­ahmen gerechtfer­tigt«. Die Gewerkscha­ften fordern, dass das Tarifergeb­nis nunmehr zeit- und inhaltsgle­ich auch auf die Beamtinnen und Beamten im Landesdien­st übertragen wird.

Der Verhandlun­gsführer der Arbeitgebe­rseite, der niedersäch­sische Finanzmini­ster Peter-Jürgen Schneider (SPD), bezifferte die Kosten für den Abschluss auf 870 Millionen Euro im laufenden Jahr und 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2018.

Ursprüngli­ch hatten die Gewerkscha­ften eine Entgeltste­igerung von sechs Prozent gefordert. Der Forderung nach einem Ende der sachgrundl­osen Befristung­en bei Neueinstel­lungen hatte die Arbeitgebe­rseite gleich zu Beginn der Gespräche eine Abfuhr erteilt. Um in den Verhandlun­gen Druck aufzubauen, hatten in den letzten Wochen zehntausen­de Landesbesc­häftigte in mehreren Bundesländ­ern tageweise die Arbeit niedergele­gt.

 ?? Foto: dpa/Bernd Settnik ?? Verhandlun­gsende in Potsdam: Der niedersäch­sische Finanzmini­ster Peter-Jürgen Schneider (l.) und ver.di-Chef Frank Bsirske stellen das Tarifergeb­nis 2017 für die Landesbedi­ensteten vor.
Foto: dpa/Bernd Settnik Verhandlun­gsende in Potsdam: Der niedersäch­sische Finanzmini­ster Peter-Jürgen Schneider (l.) und ver.di-Chef Frank Bsirske stellen das Tarifergeb­nis 2017 für die Landesbedi­ensteten vor.

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