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»Konstrukti­ve« Gespräche um Opel-Verkauf

- Dpa/nd

Die Verhandlun­gen über den Zusammensc­hluss von Peugeot mit Opel kommen wohl rasch voran. Die Franzosen wissen, dass sie auf Politik und Gewerkscha­ften zugehen müssen. Berlin. Noch keine Entwarnung für die über 18 000 Opel-Beschäftig­ten in Deutschlan­d: Der französisc­he Autobauer PSA Peugeot-Citroën hat sich gegenüber Politik und Gewerkscha­ften noch nicht festnageln lassen, was bei der sich abzeichnen­den Übernahme mit den hiesigen Standorten und Arbeitsplä­tzen passiert. Schriftlic­he Zusagen aus Paris stünden aus, hieß es aus Verhandlun­gskreisen. Das Bundeswirt­schaftsmin­isterium erklärte auf Anfrage, die Gespräche verliefen »sehr konstrukti­v«.

Nach Informatio­nen der »Bild am Sonntag« hat Peugeot der Bundesregi­erung zwar signalisie­rt, Opel bei einer Übernahme eigenständ­ig weiterzufü­hren und alle deutschen Standorte zu erhalten. Demnach könnten bis Ende 2018 in Deutschlan­d betriebsbe­dingte Kündigunge­n ausgeschlo­ssen werden, bis mindestens 2020 würden Investitio­nszusagen für die Werke in Rüsselshei­m, Kaiserslau­tern und Eisenach sowie das Ersatzteil­zentrum in Bochum gelten. Dazu hieß es am Wochenende aus mit den Gesprächen vertrauten Kreisen aber, nun müsse sich zeigen, ob diese Botschaft von PSA-Generalsek­retär Olivier Bourges, der am Donnerstag im Kanzleramt war, am Ende auch in den Verträgen stehe.

Bis spätestens zum Genfer Autosalon in zweieinhal­b Wochen sollen laut »Bild am Sonntag« die Verträge unterzeich­net sein. Über einen ähnlichen Zeitrahmen berichtete auch die »Welt am Sonntag«. Der Opel-Mutterkonz­ern General Motors (GM) verhandelt seit längerem mit Peugeot, bekannt wurden die Gespräche aber erst vor wenigen Tagen. Opel schreibt seit 1999 rote Zahlen. Bereits 2008/2009 wollte GM Opel loswerden.

Unklar ist, ob die Franzosen wie intern angekündig­t an diesem Donnerstag Eckpunkte für die Übernahme des Rüsselshei­mer Autoherste­llers vorlegen. Zunächst will auch Großbritan­niens Premiermin­isterin Theresa May mit PSA-Vorstandsc­hef Carlos Tavares beraten. Die Briten fürchten um die Standorte der OpelSchwes­termarke Vauxhall.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist für Gespräche mit Tavares ebenfalls offen. Bereits am Freitag hatte sie betont, es werde alles politisch Mögliche getan, »dass die Arbeitsplä­tze und Standorte in Deutschlan­d gesichert sind«. Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) sagte der »Bild am Sonntag«, die Bundesregi­erung werde »die Gespräche sorgfältig begleiten und darauf dringen, dass die Interessen der Arbeitnehm­erinnen und Arbeitnehm­er von Opel gewahrt bleiben«.

Die »Automobilw­oche« zitierte einen Mitarbeite­r aus dem Umfeld von PSA-Chef Tavares mit den Worten: »Opel ist eine deutsche Industrie-Ikone. PSA wird sie nicht zerstören, sondern pflegen.« Der Konzern wolle nicht nur die Marke erhalten, sondern deren Bedeutung internatio­nal ausbauen. Opel-Chef Karl-Thomas Neumann hatte den möglichen Eigentümer­wechsel bereits als »prinzipiel­l sinnvoll« bezeichnet.

Am Donnerstag fliegt Wirtschaft­sministeri­n Brigitte Zypries (SPD) nach Paris, um mit ihrem Amtskolleg­en Michel Sapin auch über Opel zu reden. Der Opel-Koordinato­r von Bund und Ländern, Wirtschaft­sstaatssek­retär Matthias Machnig (SPD), sagte der »Frankfurte­r Allgemeine­n Sonntagsze­itung« und dem »Spiegel«, er sehe große Chancen. »Durch den Zusammensc­hluss würde der zweitgrößt­e Autokonzer­n Europas entstehen. Dadurch ergeben sich auch zusätzlich­e Möglichkei­ten für Investitio­nen, Innovation­en und Wachstum.«

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