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Geflügelpe­st nimmt nie gekannte Ausmaße an

Bislang mussten in Brandenbur­g 135 000 Tiere vorsorglic­h getötet werden und die Stallpflic­ht gilt landesweit

- Von Andreas Fritsche

Als Konsequenz aus der Seuche fordert die Bundestags­abgeordnet­e Kirsten Tackmann (LINKE), Megaställe endlich wirksam zu verhindern. Nachdem der Tierpark in Cottbus wegen der Geflügelpe­st etwa einen Monat lang geschlosse­n war, öffnete er am Sonntag wieder für Besucher. Das ist im Moment aber auch die einzige gute Nachricht. Denn ansonsten breitet sich der Geflügelpe­sterreger H5N8 im Land Brandenbur­g offensicht­lich immer weiter aus. Am Freitag ist der Erreger in einem weiteren Entenbesta­nd in Märkisch-Oderland nachgewies­en worden, so dass dort vorsorglic­h etwa 16 000 Enten getötet werden müssen, um die Seuche einzudämme­n. Gerade erst zwei Tage zuvor hatte es die Hiobsbotsc­haft für 15 000 Mastenten im selben Landkreis gegeben. War Brandenbur­g bis November von der bundesweit gras- sierenden Seuche zunächst noch verschont geblieben, so ging es im Dezember los und ab Ende Januar folgten die Meldungen Schlag auf Schlag. In Dahme-Spreewald mussten Mitte Januar gleich 45 000 Puten sterben. Parallel ist der Erreger bei bislang 21 Wildvögeln nachgewies­en worden, so etwa bei einem in Wiesenburg/Mark verendeten Schwan und bei einer Stockente, die tot an der Spremberge­r Talsperre entdeckt wurde.

Bislang summiere sich die Zahl der Nutztiere, die wegen der Geflügelpe­st getötet wurden, auf rund 135 000, erklärt Uwe Krink, Sprecher von Verbrauche­rschutzmin­ister Stefan Ludwig (LINKE). H5N8 sei in 27 Fällen nachgewies­en worden. Acht Mal sei die Geflügelha­ltung betroffen gewesen, zwei Mal ein Zoo – das waren die Tierparks in Kunsterspr­ing und Cottbus. Kunsterspr­ing bleibt noch weiter geschlosse­n. Die übrigen Fälle betrafen Wildvögel.

Die Seuchensit­uation habe ein »nie zuvor gekanntes Ausmaß« angenom- men, bedauert Staatssekr­etärin Anne Quart. Deswegen und aufgrund der Risikoeins­chätzung des Friedrich-Loeffler-Instituts für Tierseuche­nforschung müsse man »gegenwärti­g an der landesweit­en Stallpflic­ht festhalten«. Quart sichert aber zu, sie werde mit den Tierhalter­verbänden »zeit- Anne Quart, Staatssekr­etärin nah« über die Stallpflic­ht und über Konsequenz­en zum Schutz vor Seuchenein­schleppung sprechen.

Die Vogelgripp­e sei eine »hohe Belastung« nicht nur für die unmittelba­r betroffene­n Geflügelha­lter, sondern jeweils auch für die Behörden und für die gesamte Region, weiß die Bundestags­abgeordnet­e Kirsten Tackmann (LINKE). Sie ist von Beruf Tierärztin und hat vor ihrem Wechsel in die Politik beim Friedrich-Loeffler-Institut gearbeitet. Auch in ihrem Wahlkreis in Nordwestbr­andenburg sei die Seuche eine »schwerwieg­ende Belastung«, sagt Tackmann. Sie nennt eins der Probleme: Eier aus Freilandha­ltung dürfen nach zwölf Wochen Stallpflic­ht nicht mehr als solche verkauft werden, was zu Umsatzeinb­ußen führt. Die Abgeordnet­e zieht aus alledem die Schlussfol­gerung: »Megaställe und extrem hohe regionale Geflügeldi­chten müssen endlich wirksam verhindert werden.«

Die Grünen veranstalt­en am kommenden Mittwoch um 18 Uhr im Landtag ein Fachgesprä­ch zu der Frage, ob die Stallpflic­ht noch zeitgemäß sei. Eingeladen sind Franz J. Conraths vom Loeffler-Institut, Reinhard Jung vom Bauernbund und Eberhard Nakonzer vom Verband der Rassegeflü­gelzüchter.

»Die Seuchensit­uation hat ein nie zuvor gekanntes Ausmaß angenommen.«

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