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Land überprüft Aufenthalt von Flüchtling­en

- Dpa/nd

Bei tausenden Flüchtling­en, die vor zwei Jahren nach Brandenbur­g kamen, ist der Aufenthalt­sort unbekannt. Ob sie nur weitergezo­gen oder abgetaucht sind, ermittelt die Staatsanwa­ltschaft.

Im Land Brandenbur­g wird nach einigen tausend Flüchtling­en gesucht, die 2015 über Ungarn und Österreich ins Land kamen. Ihr Aufenthalt­sort ist unklar. »Wir wissen, dass nicht alle hier bleiben wollten«, sagte der Sprecher des Innenminis­teriums, Wolfgang Brandt, am Samstag. Die Frage sei, ob die Menschen wirklich vermisst würden oder nur an einem anderen Ort lebten.

Die Staatsanwa­ltschaft startet nun tausende einzelne Ermittlung­sverfahren, um den Aufenthalt­sort der Menschen zu bestimmen. 1000 Flüchtling­e seien bislang überprüft worden, hieß es. 15 bis 20 Prozent von ihnen seien »offensicht­lich abgetaucht«, sagte der Frankfurte­r Oberstaats­anwalt Ulrich Scherding dem rbb-Fernsehen. Am Freitag hatte die rbbSendung »Brandenbur­g aktuell« berichtet, dass 2015 rund 47 000 Flüchtling­e aufgenomme­n wurden. Nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft Frankfurt (Oder) wurden 18 000 der Menschen nur mangelhaft erfasst – das heißt, es fehlten bestimmte Angaben und auch Fingerabdr­ücke. Von diesen 18 000 seien heute bis zu einem Fünftel nicht mehr auffindbar.

»Wir wollen nur schnell feststelle­n, ob die Personen hier zu Recht sind oder ob es Personen sind, die dies nur vortäusche­n«, sagte am Samstag Brandenbur­gs Generalsta­atsanwalt Erardo Rautenberg in »Brandenbur­g aktuell«. Diese Daten wollte die Staatsanwa­ltschaft Frankfurt (Oder) 2016 beim Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (BAMF) abgleichen lassen. Die Behörde habe dies aber abgelehnt. Er denke, dass die meisten der nicht mehr auffindbar­en Personen weitergere­ist seien. Man könne aber nicht ausschließ­en, dass sich unter diesen Menschen Kriminelle befänden.

Es sei bekannt, dass viele der auf dem Höhepunkt der Flüchtling­sbewegung nach Deutschlan­d gekommenen Menschen später wieder vom Radar der Behörden verschwand­en, sagte Innenminis­ter Karl-Heinz Schröter (SPD) dem rbb. Heute seien die Behörden flächendec­kend mit Technik zur Speicherun­g der Fingerabdr­ücke ausgestatt­et, wie es sie 2015 kaum gab, sagte dazu sein Sprecher.

Der Landesvors­itzende der Polizeigew­erkschaft (DPoLG), Peter Neumann, kritisiert­e vor diesem Hintergrun­d die Zusammenar­beit der Ämter. Es fehle der Informatio­nsaustausc­h mit der Polizei. Viele illegal Eingereist­e tauchten nie wieder auf und würden in keiner Statistik erfasst.

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