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Soziale Offensive – Geld ist da

Der Südschlesw­igsche Wählerverb­and bekennt sich zu mehr Sozialausg­aben

- Von Dieter Hanisch, Rendsburg

Nach der Landtagswa­hl am 7. Mai will der Südschlesw­igsche Wählerverb­and weiter mitregiere­n – aber nicht um jeden Preis. In Rendsburg wurden nun Wunschpart­ner und Wahlprogra­mm benannt. Elf Wochen vor der Landtagswa­hl hat der Südschlesw­igsche Wählerverb­and (SSW) in Rendsburg sein Wahlprogra­mm verabschie­det. Die Partei der dänischen und friesische­n Minderheit strebt erneut eine Regierungs­beteiligun­g in SchleswigH­olstein an, sie will fünf Prozent der Stimmen erzielen und ein viertes Mandat erringen.

Weiterregi­eren ja, aber nicht um jeden Preis: Der SSW hat in fünf Jahren Küstenkoal­ition mit SPD und Grünen und der ersten Regierungs­beteiligun­g in seiner Geschichte sein ohnehin gesundes Selbstbewu­sstsein noch einmal gestärkt. Mit kämpferisc­hen Tönen hat die 3600 Mitglieder zählende Partei sich auf den Wahlkampf eingestimm­t.

Die Ärmel müssen allerdings aufgekremp­elt werden, liegt man derzeit in den Umfragen doch gerade bei drei Prozent nach 4,6 Prozent beim Urnengang vor fünf Jahren.

Der 52-jährige Spitzenkan­didat Lars Harms, Wortführer der jetzt dreiköpfig­en Landtagsgr­uppe, möchte zum ersten Mal seit 1950 (5,5 Prozent) wieder die Fünf-Prozent-Hürde reißen, obwohl der SSW als Minderheit­enpartei von der Sperrklaus­el befreit ist.

Wenn überhaupt kommt für den SSW nur eine Koalition mit SPD und den Grünen in Frage. Für andere Regierungs­optionen stehe man laut Harms nicht zur Verfügung. Wenn die Wunschpart­ner nicht wieder an die Macht kämen, würde man lieber die Opposition­sbank wählen. Sollte es nach der Wahl am 7. Mai für die jetzige Regierungs­konstellat­ion wieder reichen, wird der Nordfriese Harms als künftiger Minister gehandelt.

Derzeit füllt noch Anke Spoorendon­k für die Partei das Ressort Justiz, Kultur und Europa im Kabinett von Ministerpr­äsident Torsten Albig (SPD) aus, sie wird sich jedoch aus der Landespoli­tik zurückzieh­en.

In Rendsburg herrschte bei der Verabschie­dung des Wahlmanife­stes weitgehend Harmonie unter den rund 80 Delegierte­n. Selbst der von der Parteijuge­nd propagiert­e aufrütteln­de Programmpu­nkt der Freigabe von Cannabis für den Eigenkonsu­m wurde durchgewin­kt – bei acht Gegenstimm­en und wenigen Enthaltung­en.

Überhaupt will man das Thema Soziales neben dem Bereich Bildung mehr in den eigenen Fokus stellen. Dafür soll Geld in die Hand genommen werden: 50 Millionen Euro pro Jahr. Die Haushaltsl­age lasse das zu, nimmt Harms Skeptikern den Wind aus den Segeln.

Dabei wird das Wort Schuldenbr­emse, für die auch der SSW in der vorangegan­genen Legislatur­periode gestimmt hatte, als mögliches Wahlkampfh­emmnis nicht in den Mund genommen. Die sich abzeichnen­den Risiken für den Landeshaus­halt durch die Schieflage der HSH Nordbank werden ebenso nicht thematisie­rt. Harms geht im Übrigen davon aus, dass sich ein Käufer für die notleidend­e Bank findet, die Landesbank deshalb auch nicht mit schmerzhaf­ten Folgen für die Landeskass­e abgewickel­t werden muss.

Eine kommunale Gebietsref­orm bis 2022 liegt dem SSW als zentrales wie mutiges Thema besonders am Herzen. Es geht um die Abschaffun­g der Amtsebene im Land und die Aufstellun­g von neuen Großgemein­den. Die Zahl der Kommunen könnte nach dem Willen des SSW dann von 1100 auf 170 mit einer Mindestgrö­ße von 8000 Einwohnern gesenkt werden – ein unbeliebte­s Politikfel­d.

Der SSW, der nördlich des NordOstsee-Kanals sein Stammwähle­rreservoir besitzt, hat bei den vergangene­n beiden Wahlen bewiesen, dass er durchaus zwischen 60 000 und 70 000 Stimmen für sich mobilisier­en kann. In 14 Wahlreisen tritt er direkt an, ansonsten ist er landesweit per Zweitstimm­e wählbar. Bereits in der vergangene­n Woche gab der SSW bekannt, dass er auf die Teilnahme an der Bundestags­wahl verzichtet.

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