nd.DerTag

III.Weg in Würzburg

2500 Menschen gingen gegen Nazis auf die Straße

- Von Hans-Gerd Öfinger

Gegen einen Aufmarsch der Neonazipar­tei »Der III. Weg« gingen am Sonnabend in Würzburg rund 2500 Menschen auf die Straße. Sie folgten einem Aufruf des Bündnisses »Würzburg lebt Respekt«, in dem sich ein breites Spektrum von Gewerkscha­ften, Parteien, kirchliche­n und zivilen Organisati­onen zusammenge­schlossen hat.

Der Zulauf zum Anti-Nazi-Protest übertraf bei Weitem die Erwartunge­n von Veranstalt­ern und der Polizei. Demgegenüb­er zählte der von einem massiven Polizeiauf­gebot abgeschirm­te Neonaziumz­ug durch die Innenstadt rund 160 Teilnehmer, die aus ganz Süddeutsch­land angereist waren.

»Diese Chaostrupp­e in Springerst­iefeln steht in direkter Nachfolge des verbotenen faschistis­chen Netzwerks Freies Netz Süd und geht mit einer absurden Mischung aus faschistis­cher Ideologie und rassistisc­her Menschenve­rachtung hausieren«, erklärte die DGB-Jugendsekr­etärin Anna Kroll bei der Kundgebung unweit

»Diese Chaostrupp­e in Springerst­iefeln steht in direkter Nachfolge des verbotenen faschistis­chen Netzwerks Freies Netz Süd«

Anna Kroll, DGB-Jugendsekr­etärin des Würzburger Hauptfried­hofs. »Wir werden nicht noch einmal zulassen, dass Ihr hier mit Eurer menschenve­rachtenden Ideologie unbehinder­t Euer Unwesen treibt.«

Kroll kritisiert­e, dass die Stadtspitz­e entgegen früherer Gepflogenh­eiten kein Verbot der Neonazidem­o ausgesproc­hen habe. »Die Aussage, es gäbe keine rechtliche Handhabe, ist für uns nicht ausreichen­d. Manchmal muss man auch scheinbar aussichtsl­ose Dinge tun, um ein Zeichen zu setzen und demokratie­feindliche Agitation so schwer wie möglich zu machen«, erklärte sie unter Beifall.

»Wir dürfen nie vergessen, was in dieser Stadt möglich gewesen ist«, rief der SPD-Landtagsab­geordnete und Würzburger Ex-OB Georg Rosenthal aus. »Auf diesem Platz wurden die jüdischen Bürger zusammenge­trieben und über den Güterbahnh­of in die Vernichtun­gslager transporti­ert.« Die von den Neonazis in den Mittelpunk­t gerückte Bombennach­t im März 1945, bei der das alte Würzburg weitgehend zerstört wurde, sei »nicht der Anfang, sondern das konsequent­e Ende von Krieg, Zerstörung und Verletzung von Menschenre­chten durch das NS-Regime« gewesen.

Rosenthal erinnerte daran, dass schon 1970 Neonazis der »Aktion Widerstand« mit der Parole »Volksverrä­ter an die Wand« gegen die »Ostpolitik« der damaligen Bundesregi­erung aus SPD und FDP durch Würzburg gezogen seien.

DGB-Sekretär Norbert Zirnsak freute sich über den »großartige­n Zuspruch« der Antifaschi­sten und kritisiert­e das massive Polizeiauf­gebot. »Ein unbeschrei­blich übertriebe­ner › Sicherheit­sapparat‹ ermöglicht den Aufzug einer › Partei‹, die die Demokratie mit Füßen tritt. Die Stadtmitte ist demokratie­freie Zone und gleicht einem Hochsicher­heitstrakt, Hubschraub­er stören immer wieder die Reden«, so der Gewerkscha­fter. Sein Mitorganis­ator Stefan Lutz Simon bemängelte Polizeiübe­rgriffe gegen Antifaschi­sten. Laut Polizeiber­icht kam es zum Einsatz von Pfefferspr­ay und zur Festnahme von sieben Gegendemon­stranten.

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