nd.DerTag

Links reden, unsozial handeln

- Aert van Riel über Forderunge­n des SPD-Spitzenman­ns Martin Schulz

Der künftige SPD-Chef Martin Schulz steht vor dem gleichen Problem wie seine Vorgänger Sigmar Gabriel und Kurt Beck. Wenn ein neuer Vorsitzend­er die Partei übernimmt, muss er sich mit ihrem schweren Erbe, der Agenda 2010, auseinande­rsetzen. Schulz hat ebenso wie Gabriel und Beck die neoliberal­en Reformen zur Steigerung der Wettbewerb­sfähigkeit grundsätzl­ich begrüßt. Anderersei­ts sollen die einstigen Unterstütz­er zurückgewo­nnen werden, welche die Partei aus guten Gründen verlassen haben. Hartz IV und der Ausbau prekärer Beschäftig­ungsverhäl­tnisse haben nämlich viele Menschen arm gemacht. Diese Widersprüc­he haben dazu geführt, dass die Sozialpoli­tik der SPD in den vergangene­n Jahren Stückwerk geblieben ist. Ein Beispiel hierfür ist der Mindestloh­n, der nicht einmal ein existenzsi­cherndes Einkommen garantiert.

Schulz will diese Politik fortsetzen. Dass er nun Korrekture­n an der Agenda 2010 verspricht und sich als Vorkämpfer für Arbeiterre­chte präsentier­t, ist mit Skepsis zu beobachten. Noch vor wenigen Monaten hatte sich Schulz gemeinsam mit weiteren Spitzengen­ossen und dem DGBVorsitz­enden Reiner Hoffmann dafür eingesetzt, dass die SPD sich mehrheitli­ch hinter CETA stellt, obwohl das europäisch-kanadische Abkommen Rechte von Beschäftig­ten bedroht. Einen Glaubwürdi­gkeitstest kann der designiert­e SPD-Kanzlerkan­didat in der Sozialpoli­tik nicht bestehen. Auch das hat er mit seinen Vorgängern gemeinsam.

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