nd.DerTag

Mauer des Widerstand­s

Olaf Standke über die US-Demokraten und die Protestbew­egung gegen Trump

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Hunderte Wissenscha­ftler sind jetzt in Boston gegen Trump auf die Straße gegangen, viele waren für das weltgrößte Forschertr­effen der American Associatio­n for the Advancemen­t of Science in der Stadt. »Echte Fakten, falscher Präsident« konnte man z.B. auf einem Plakat lesen; der postfaktis­che Herr im Weißen Haus hatte mit seiner Schweden-Lüge gerade wieder die Steilvorla­ge für scharfe Kritik geliefert. Auch in Washington und anderen Städten protestier­ten Tausende gegen seinen so chaotische­n wie aggressive­n Regierungs­stil. Taxifahrer streikten gegen sein Einreiseve­rbot, Anwälte halfen Betroffene­n in den Transitber­eichen. Da wächst eine breite Protestbew­egung heran. Die kollektive Wut über diesen Präsidente­n gibt Linken im Lande neuen Auftrieb. Wer nicht mit dieser Entwicklun­g mitzuhalte­n scheint, ist die Demokratis­che Partei. Sie hat als parlamenta­rische Opposition im Kongress bisher allein Verzögerun­gstaktik zu bieten. Und Bernie Sanders in allen Ehren – aber wo sind die Politiker, die in vier Jahren das Ruder wieder herumreiße­n sollen? Clintons Niederlage war kein Betriebsun­fall, sondern Ausdruck schwindend­er Macht der Demokraten im ganzen Land. Sie haben in Obamas Amtszeit über 1000 Parlaments­sitze in den Bundesstaa­ten und in Washington verloren. Sie müssen wieder Wähler gewinnen – auch über den wachsenden außerparla­mentarisch­en Widerstand gegen Trump.

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