nd.DerTag

Bleibeauss­chlussrege­ln

Uwe Kalbe über ungleiche Maßstäbe in der Asyl- und Integratio­nspolitik

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Eine jahrzehnte­lange rigide Ausländer- und Asylpoliti­k in Deutschlan­d schien mit Amtsantrit­t der Großen Koalition 2013 durch kleinere Zeichen der Menschlich­keit gemildert zu werden. Integratio­nshilfen wurden in Aussicht gestellt, der Zugang zum Arbeitsmar­kt erleichter­t und eine Bleiberech­tsregelung verankert, nach der lange Jahre geduldete Flüchtling­e eine Perspektiv­e erhalten sollten, statt von Termin zu Termin und ohne Recht auf Gestaltung der eigenen Zukunft leben zu müssen. Auch wenn der Koalitions­vertrag zugleich die Gegentende­nz enthielt, mit sicheren Herkunftss­taaten und der Absenkung von Standards im Asylverfah­ren sowie Gedankensp­ielen über Transitzen­tren die harte Linie sich andeutete, die nun die Bundespoli­tik bestimmt – es gab Anzeichen von Liberalitä­t.

Das ist vorbei. Asylverfah­ren wurden auf Massenabfe­rtigung, fern von sorgfältig­er Betrachtun­g des Einzelfall­s getrimmt, es folgt nun die Installier­ung einer geölten Abschiebun­gsmaschine­rie. Dass dabei rechtsstaa­tliche Maßstäbe, die jeder Deutsche für sich beanspruch­en würde, ignoriert werden, zeigen die Pläne zur massenhaft­en Auswertung der Handydaten von Asylbewerb­ern. Anderthalb Jahre nach Merkels »Wir schaffen das« herrscht eine knochenhar­te Ablehnungs- und Abschiebep­olitik. Das Bleiberech­t hingegen ist nur Ausnahme, wie die spärlichen Anerkennun­gszahlen zeigen.

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