Algerien sagt Besuch der Kanzlerin ab
Algier nennt Erkrankung Bouteflikas als Grund
Algier. Die algerische Regierung hat den für Montag geplanten Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kurzfristig abgesagt. Das Präsidialamt in Algier begründete die Absage mit einer »akuten Bronchitis« des 79-jährigen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika. Der Besuch, bei dem Merkel auch über den Flüchtlingszuzugs nach Europa beraten wollte, soll den Angaben zufolge zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. In der Erklärung aus Algier hieß es weiter, Bouteflika stehe »vorübergehend« nicht für ein Treffen zur Verfügung. Der seit 1999 amtierende Präsident gilt allerdings seit längerem als gesundheitlich angeschlagen. Seit einem Schlaganfall 2013 trat er kaum mehr öffentlich auf und verließ nur noch selten seine Residenz, in der er gelegentlich ausländische Staatsgäste empfängt.
Die Bundesregierung erklärte in Berlin, die algerische Regierung habe »kurzfristig« darum gebeten, die Reise zu verschieben. Die Kanzlerin sei »dem Wunsch nachgekommen«. Merkel hatte am Montagnachmittag zu dem zweitägigen Besuch in Algerien aufbrechen wollen. In Algier wollte sie am Abend mit Ministerpräsident Abdelmalek Sellal unter anderem über Migrationspolitik und die Sicherheitslage in Nordafrika sprechen. Ihr Treffen mit Bouteflika war für Dienstag geplant.
Die Staaten in Nordafrika nehmen aus Sicht der Bundesregierung eine zentrale Rolle in dem Bemühen ein, die Flüchtlingsbewegungen nach Europa einzudämmen. Im Oktober stattete Merkel bereits Niger und Mali einen Besuch ab. Die beiden Länder sind bedeutende Transitstaaten für Flüchtlinge, zehntausende Migranten durchqueren sie jährlich Richtung Norden.
Mali, Niger und ganz besonders das am Mittelmeer liegende Libyen haben aber nur schwache Regierungen, die die Landesgrenzen und das Territorium ihrer Staaten nur teilweise kontrollieren. Das ist in dem an die drei Staaten grenzenden Algerien anders. Der Maghreb-Staat gilt der Bundesregierung als wichtiger Partner im Kampf gegen Schleuser und Dschihadisten sowie im Bemühen um Stabilität und Sicherheit in der Region. Um die Zahl der Migranten zu verringern, die sich über das Mittelmeer auf den Weg nach Europa machen, strebt die Bundesregierung nach dem Vorbild des EUFlüchtlingsabkommens mit der Türkei enge Partnerschaften mit den Maghreb-Staaten sowie mit Ägypten an.