nd.DerTag

Lenín auf dem Weg zum Präsidente­n

Regierungs­kandidat Moreno in erster Runde vorne

- Von Regine Reibling, Quito

»Lenín – Präsident«, riefen Anhänger der linksgeric­hteten Regierungs­partei Alianza Pais nach den ersten Prognosen in Ecuador euphorisch. Sie feierten den Sozialiste­n Lenín Moreno bereits am späten Sonntagnac­hmittag als Sieger und stützten sich dabei auf Hochrechnu­ngen des regierungs­nahen Instituts Opinión Pública. Das sagt dem ehemaligen Vizepräsid­enten mehr als 40 Prozent der Stimmen und einen definitive­n Sieg im ersten Wahlgang voraus.

Laut offizielle­n Hochrechnu­ngen wird Moreno sein selbst gestecktes Ziel sehr wahrschein­lich verfehlen. Nach Auszählung von rund 85 Prozent der Stimmen kommt der Nachfolger des scheidende­n Präsidente­n Rafael Correa auf rund 39 Prozent.

Bleibt es dabei, muss der 63Jährige, der seit einem Raubüberfa­ll im Rollstuhl sitzt, am 2. April in die Stichwahl. Dort träfe er auf seinen konservati­ven Herausford­erer, den Ex-Bankier Guillermo Lasso, der laut Nationalem Wahlrat rund 28,3 Prozent der Stimmen erreichte. Correa trat nach zehn Jahren an der Macht verfassung­sgemäß nicht mehr an.

Moreno soll das Erbe der linksgeric­hteten Regierung, die sogenannte Bürgerrevo­lution, fortführen. Doch er zeigte sich in Interviews am Montagmorg­en zuversicht­lich, noch die nötige 40-Prozentmar­ke zu knacken.

Der schwerreic­he Lasso steht für einen Politikwec­hsel und warb im Wahlkampf für eine liberalere Wirtschaft­spolitik. Der 61-Jährige sah sich am Sonntag sicher in der Stichwahl. In seiner Heimstadt Guayaquil rief er die Opposition zur Einheit auf.

Die Drittplatz­ierte Cynthia Viteri von der rechtsgeri­chteten sozial-christlich­en Partei PSC sicherte ihm noch am Abend ihre Unterstütz­ung zu. Der 51-Jährigen waren selbst Chancen auf einen Einzug in die Stichwahl vorausgesa­gt worden, sie kam allerdings nur auf etwa 16 Prozent. Ob sich allerdings die anderen fünf Präsidents­chaftskand­idaten der zersplitte­rten Opposition in einer zweiten Runde hinter den Millionär stellen, ist fraglich.

Die Auszählung der Stimmen ging deutlich langsamer voran als erwartet. Bis in die Nacht hinein demonstrie­rten Dutzende Menschen vor dem Nationalen Wahlrat für transparen­te Wahlen. Vorab waren Unregelmäß­igkeiten im Wahlregist­er bekannt geworden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany