nd.DerTag

Ich habe diese Kinder selbst gesehen

Zu »Geheime Jungen und Mädchen«, 4.1., S. 3

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Ich habe Ende 1944 in diesem Heim in Bad Sachsa einige dieser Kinder aus der Entfernung gesehen, und das kam so: In Dresden 1935 geboren, wurde ich mit einer Kindergrup­pe zur Erholung in dieses Heim nach Bad Sachsa geschickt. Ich war im Haus 3 untergebra­cht. Bei unserer Ankunft erhielten wir mit der Begrüßung die übliche Einweisung, vor allem aber wurde uns eingeschär­ft, im Falle einer zufälligen Begegnung mit Kindern oder Erwachsene­n aus jenem Haus da drüben (Haus 5) jeglichen Kontakt zu unterlasse­n.

Wir waren viel im Freien. Vermutlich wurden unsere Tagesabläu­fe so gestaltet, dass Begegnunge­n mit Personen aus dem »verbotenen« Haus ausgeschlo­ssen waren. Einmal jedoch sah ich beim Blick aus einem Fenster meines Hauses eine Gruppe Kinder. Diese marschiert­e im Gänsemarsc­h, vorn und hinten je ein Erwachsene­r, und verschwand im Haus 5. Dieses Bild hat sich mir eingeprägt. Ich hatte damals keine Ahnung, wer diese Kinder waren.

Viele Jahre später, vermutlich nach 1980, gab es im Westfernse­hen eine Sendung zu den Kindern der Attentäter des 20. Juli 1944. Dabei wurden deren Schicksale und das Heim in Bad Sachsa ausführlic­h behandelt. Seitdem wusste ich, welche Kinder ich damals gesehen hatte.

Im Mai 1992 waren meine Frau und ich für eine Woche in Hohegeiß im Harz. Von dort aus haben wir das Kinderheim in Bad Sachsa gesucht und gefunden. Auf dem Gelände begegneten wir einer Ordensschw­ester, die uns nach wenigen Worten mit in ihr Büro nahm und sich meine Geschichte anhörte. Meine Erinnerung­en wurden sämtlich bestätigt. Wolfgang Bürger, Berlin kern der LINKEN als ein Anstoß zu weitergehe­nder, intensiver­er Diskussion wahrgenomm­en und genutzt wird. Die Bereitscha­ft und Fähigkeit, das zu tun, besonders hinsichtli­ch tatsächlic­her Resultate und Positionen in Bundesländ­ern, in denen die LINKE mitregiert hat oder weiterhin mitregiert, scheint mir bisher im Sinne einer wirklichen Bilanz nicht ausreichen­d deutlich geworden zu sein. Marina Kreisel, Königs Wusterhaus­en

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