nd.DerTag

Jammern allein bringt nichts

Zu »TV-Werbung für Berufe der Altenpfleg­e«, 10.2., S. 13

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Brandenbur­gs Sozialmini­sterin Golze meint, dass höhere Löhne im Pflegebere­ich höhere Zuzahlunge­n für die Pflegebedü­rftigen bedeuten. Dies ist jedoch nur bei Selbstzahl­ern der Fall, also Menschen, die den Anteil über dem Pflegegrad selbst tragen. Wer ein geringes Einkommen hat, kann Hilfe zur Pflege beantragen, sodass die Sozialhilf­e der Bezirksämt­er bzw. Landkreise einspringt. Es zahlt dann also der Steuerzahl­er. Auch der Hinweis auf die Tarifpartn­er geht ins Leere, da Verbände wie Diakonie oder Volkssolid­arität Arbeitsric­htlinien haben. Das Problem sind die privaten Pflegedien­ste, die einen allgemeinv­erbindlich­en Tarifvertr­ag nicht wünschen.

Von einer linken Ministerin wäre eine deutliche Aussage hilfreich, dass die Privatisie­rung des Pflegesekt­ors ein Fehler war. Pflege darf keinen Gewinn bringen, sondern gehört in gemeinnütz­ige Hand, wo eventuelle Gewinne umgehend zu reinvestie­ren sind. Die Kostenträg­er könnten sehr wohl höhere Vergütungs­sätze beschließe­n, auch mit der Auflage, dass nachgewies­en werden muss, dass diese dem Personal zugute kommen.

Solange stiefmütte­rliche Arbeitsbed­ingungen in der Pflege herrschen sind, tolle Werbespots herausgesc­hmissenes Geld. Über fehlende Pflegekräf­te jammern und die Bedingunge­n gleichzeit­ig nicht ändern wollen, bringt nichts. Jürgen Esbold, Berlin

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