In Myanmar spielt sich ein Drogenkrimi ab
Mehrere asiatische Staaten kämpfen gegen die verbrecherischen Händler
Südostasien wird mit Methamphetamin überflutet. Der Großteil der Droge stammt aus Myanmar, einem der ärmsten Länder der Region. Eine Festnahme könnte für Drogenhändler gefährlich werden.
Vor der Drogenepidemie in Myanmar sind auch heilige Orte nicht sicher. Polizisten des südostasiatischen Landes entdeckten diese Woche 400 000 Methamphetamintabletten im Auto eines buddhistischen Mönchs. Als sie später das Kloster des Mannes untersuchten, fanden sie mehr als vier Millionen weitere Pillen.
Dass ausgerechnet ein Ordensmann mutmaßlich in großem Stil in den Drogenhandel verwickelt war, führte zu Empörung: »Als wir informiert wurden, dass ein Mönch fest- genommen wurde, waren wir alle schockiert«, sagte Kyaw MyaWin, ein Vertreter der lokalen Polizei.
Dabei sind große Drogenfunde in der ehemaligen Militärdiktatur keine Seltenheit. Die Zahl der beschlagnahmten Methamphetamintabletten stieg 2016 sprunghaft an: 98 Millionen Pillen wurden von der Polizei entdeckt – ein Rekord. Im Jahr zuvor lag die Zahl noch bei 50 Millionen Tabletten. Die Zahl der Strafverfahren stieg von 8800 auf 13 500. Doch trotz der Ermittlungserfolge geht die Polizei davon aus, dass das Geschäft mit Drogen weiter wächst. Myanmar – eines der ärmsten Länder der Region – gilt als zweitgrößter Opiumproduzent der Welt nach Afghanistan und gehört auch bei synthetischen Drogen zu den Weltmarktführern.
In den Kampf gegen die Drogenkartelle könnte nun aber Bewegung kommen. Vor wenigen Wochen nahmen Polizisten im benachbarten Thailand einen mutmaßlichen Drogenbaron fest, der nach Angaben der Behörden mehrere Länder in Südostasien mit illegalen Substanzen beliefert haben soll. Demnach soll der 41-jährige Geschäftsmann aus Laos über sein Drogenhändlernetzwerk in Myanmar produziertes Methamphetamin nach Thailand, Malaysia und Singapur geschmuggelt haben. Laut dem Leiter der thailändischen Drogenfahndung, Sommai Kongvisaisuk, hat die Drogenbande Verbindungen zu Reichen und Prominenten in Thailand, Laos, Kambodscha und Malaysia.
Mehrere in Thailand bekannte Schauspieler waren offenbar auf Fotos mit dem mutmaßlichen Drogenbaron zu sehen. Ein thailändischer Rennfahrer soll in Besitz eines Lamborghinis gewesen sein, der Metham- phetaminschmugglern gehört haben soll. Laut den Vereinten Nationen stellt die Methamphetaminepidemie Asiens größte Drogengefahr dar. Südostasien ist neben Nordamerika nach UNO-Angaben der größte Markt für die Droge. 2013 sollen in der Region 15 Milliarden Dollar (14 Milliarden Euro) mit dem Meth-Handel umgesetzt worden sein. Methamphetamin wird in Ländern wie Thailand als Pille unter dem Namen Yaba verkauft oder in Form von Kristallen unter Namen wie Ice oder Chrystal Meth. Weil Methamphetamin bereits im Zweiten Weltkrieg als Aufputschmittel verwendet wurde, ist es auch unter dem Begriff Nazidroge bekannt.
Viele der Yaba-Tabletten, die in Südostasien verkauft werden, sind mit dem KürzelWY versehen. Es steht für die sogenannte Wa State Army, eine Miliz in Myanmar, die den nicht offiziell anerkannten Wa-Bundesstaat im Osten des Landes kontrolliert. Die Region ist Ermittlern zufolge der größte Methamphetamin-Produzent Myanmars. Vertreter des WaStaates weisen die Vorwürfe zurück.
Der Kampf gegen die Drogenkriminalität ist in mehreren Staaten ein Politikum. Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte geht mit einem blutigen Drogenkrieg gegen Drogenhändler und Süchtige vor. Indonesien vollstreckt regelmäßig Todesurteile gegen Drogenhändler. Thailands Gefängnisse sind angesichts vieler Drogendelikte überfüllt. Im Zuge der Festnahme des mutmaßlichen Drogenbarons müssen die Behörden offenbar Platz für weitere Kriminelle schaffen: Aus Malaysia und Thailand werden Verhaftungen vermeldet. Auch mehrere Polizisten stehen im Visier der Ermittler.