nd.DerTag

Ohne Plan und Verstand

- Olaf Standke über den Rüstungsir­rsinn der NATO

»Wenn Sie einen Plan haben, beschleuni­gen Sie ihn, wenn Sie noch keinen haben, machen Sie einen. Es ist Zeit für Taten.« Mit diesen Worten verabschie­dete sich jetzt Donald Trumps Vize Mike Pence in Brüssel von den europäisch­en NATO-Partnern. Der US-Präsident hat ihnen jenseits aller Sonntagsre­den über seine neue »starke Unterstütz­ung« für das Bündnis praktisch ein Ultimatum gestellt: Bis Ende des Jahres will er von allen Mitgliedsl­ändern im Nordatlant­ikPakt eindeutige Zusagen für deutlich höhere Militäraus­gaben – oder die USA verringern ihr Engagement in der Allianz. Damit droht nun die größte Rüstungsru­nde seit Ende des Ost-WestKonfli­kts. Um die NATO-Ziele zu erreichen, müsste beispielsw­eise Deutschlan­d den Bundeswehr­etat von 37 auf rund 70 Milliarden Euro steigern.

Der Irrsinn zeigt sich besonders drastisch, wenn zeitgleich das UN-Hochkommis­sariat für Menschenre­chte um 250 Millionen Dollar für die Opfer der zunehmende­n Gewalt in aller Welt betteln muss; sein reguläres Budget in diesem Jahr beträgt nicht einmal die Hälfte. Oder wo sind Plan und Taten, um die nahezu 1,4 Millionen hungernden Kinder in Krisenländ­ern Afrikas und auf der arabischen Halbinsel vor dem drohenden Tod zu bewahren? Umfassende und nachhaltig­e Hilfe hier und anderswo wäre auch eine intelligen­te, humanitäre Form akuter wie präventive­r Sicherheit­spolitik – zu der Trump und NATO aber nicht willens und fähig sind.

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