Michael Moore von rechts
Gibt es eine objektive Wahrheit, eine, auf die wir uns alle zumindest grob verständigen können? Die Antwort auf diese Frage ist in diesen Zeiten schwierig. Nehmen wir zum Beispiel die Rede des USPräsidenten Donald Trump vom vergangenen Wochenende. »Schaut Euch an, was in Deutschland passiert, schaut Euch an, was gestern Abend in Schweden passiert ist!«, sagte Trump vor Anhängern und zählte anschließend Anschlagsziele islamistischer Terroristen wie Brüssel, Nizza und Paris auf. In Schweden war man verwundert ob dieser Aussage, denn dort gab es in besagter Nacht keinen Terroranschlag. Soweit die objektive Wahrheit.
Mittlerweile hat Trump dieser eine andere Wahrheit entgegengesetzt. Seine Aussage sei so zu verstehen, dass er in der Nacht vor der Rede ein Interview auf Fox News mit dem Dokumentarfilmer Ami Horowitz gesehen habe. Horowitz behauptet in besagtem Interview, dass es einen »deutlichen Anstieg von Gewaltverbrechen in Schweden« gegeben habe, der auf die Flüchtlinge zurückzuführen sei. Die schwedische Kriminalitätsstatistik sagt allerdings das Gegenteil aus, wie Politiker und Kriminologen des Landes in den vergangenen Tagen immer wieder betonten.
Es ist nicht das erste Mal, dass Ami Horowitz mit solchen »Recherchen« dem Trump-Lager Propagandafutter liefert. Vor gut zehn Jahren hatte der damalige Investmentbanker eine Art Erweckungserlebnis, das ihn zu den politischen Rechten der USA trieb. Er gab den Bankjob auf und produzierte 2009 seinen ersten Film: »U.N. me«. In diesem führt er die Vereinten Nationen als korrupte und ineffiziente Organisation vor, die Feinden der USA eine Bühne biete. Auf die Idee zu dem Film sei er durch die Doku »Bowling for Columbine« des linken Filmemachers Michael Moore über einen Amoklauf zweier Schüler gekommen. Seine journalistische Heimat hat Horowitz u.a. beim ultrarechten Webportal Breitbart gefunden, dessen Chef Steve Bannon heute im Weißen Haus als Berater für Donald Trump tätig ist.