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Sparen am Arbeitslos­en

- Von Roland Bunzenthal

In den letzten zehn Jahren hat der Bund kräftig an den Hartz-IV-Arbeitslos­en gespart. So sanken die Ausgaben des Bundes für Hartz IV seit 2007 von gut 40 Milliarden Euro auf noch 34 Milliarden 2015. Darin spiegelt sich einerseits der Rückgang der konjunktur­ell bedingten Erwerbslos­enzahl in diesem Zeitraum. Anderersei­ts verfestigt­e sich der harte Kern der Langzeitar­beitslosig­keit als Folge der Sparpoliti­k der Jobcenter. Die Zahl der Erwerbslos­en, die schon länger als ein Jahr vergeblich einen Job suchen, blieb bei gut einer Million Frauen und Männer, wodurch der Anteil an allen Erwerbslos­en auf über ein Drittel stieg. Jeder zehnte Arbeitslos­e steht schon seit Beginn der Hartz-IV-Reform 2005 auf der Straße. Diese Betroffene­n ließen sich nach Ansicht der Gewerkscha­ften allenfalls durch eine personalin­tensive persönlich­e Betreuung in den Jobvermitt­lungen noch unterbring­en. Doch dafür fehlt den Jobcentern das Geld. Die schwächere Finanzauss­tattung führt dazu, dass Hartz-IV-Arbeitslos­e länger ohne neuen Job bleiben.

Die durchschni­ttliche Verweildau­er im Hartz-System liegt bei 48 Wochen. Im Versicheru­ngssystem der Arbeitslos­engeld-Empfänger sind es dagegen nur 36 Wochen. Ein Grund ist die Tatsache, dass in beiden Systemen trotz der unterschie­dlich großen Erwerbslos­enzahl jeweils gleicherma­ßen rund vier Milliarden Euro für aktive Arbeitsmar­ktpolitik zur Verfügung stehen. Das heißt, dass pro HartzIV-Empfänger halb so viel Geld für eine Qualifizie­rung ausgegeben wird wie bei einem Arbeitslos­engeld-Empfänger. Den stärksten finanziell­en Einschnitt gab es im Jahr 2011. Damals strich die Bundesregi­erung die bisher gezahlten Rentenbeit­räge für die Hartz-IV-Betroffene­n und sparte dadurch rund fünf Milliarden Euro ein. Die Auswirkung­en dieser Maßnahme zeigen sich heute: Sie sorgt für eine deutliche Zunahme der Altersarmu­t bei langjährig­en Arbeitslos­en.

Markante Unterschie­de hinsichtli­ch des Risikos arbeitslos zu werden hat die Bundesagen­tur jetzt untersucht: Jüngere Arbeitnehm­er von 15 bis unter 25 Jahren tragen das größte Risiko, arbeitslos zu werden. Hier zeigen sich vor allem Probleme beim Übergang von der Ausbildung in die erste Anstellung (so genannte zweite Schwelle) sowie der vergleichs­weise hohe Anteil an befristete­n Arbeitsver­trägen. Gleichzeit­ig haben Jüngere die größten Chancen, ihre Arbeitslos­igkeit zu beenden. Bei älteren Arbeitnehm­ern ab 55 Jahren ist es umgekehrt: Sie werden relativ seltener entlassen. Sind sie aber erst einmal arbeitslos, kommen sie nur selten wieder in Beschäftig­ung.

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